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Konversionstherapien in den USA
Rubrik

US-Konversionstherapien Ein neuer Schlag gegen die LGBTI*-Community – der Supreme Court könnte nun alle Verbote von Konversionstherapien in den USA für nichtig erklären!

ms - 11.10.2023 - 12:00 Uhr

Es ist das Vermächtnis von Ex-Präsident Donald Trump, der in seiner Amtszeit insgesamt drei Richter am Obersten Gerichtshof nach dem Tod der Vorgänger neu besetzen ließ und damit die Mehrheitsverhältnisse am höchsten US-Gericht einseitig zugunsten konservativer Kräfte verschob – seitdem sind auch viele, als einstmals sicher geglaubten Gesetze wieder ins Wanken geraten. Zuerst viel das grundsätzliche landesweite Recht auf Abtreibung, inzwischen besteht die Gefahr, dass ein weiteres früheres Urteil revidiert wird, mit dem das landesweite Recht auf die gleichgeschlechtliche Ehe durchgesetzt worden war. Nun folgt vielleicht der nächste Schlag gegen Homosexuelle.

Kippen die Verbote von Konversionstherapien?

Der Oberste Gerichtshof wird sich möglicherweise mit einem Fall befassen, der das Verbot der sogenannten Konversionstherapie für Minderjährige in Frage stellt – in 22 Bundesstaaten sowie im District of Columbia gibt es aktuell Gesetze, die die gefährlichen „Homo-Heilungen“ für Jugendliche und Kinder verbieten, allerdings vielerorts mit Ausnahmen für Kirchen und religiöse Gruppen – das allein ist für sich genommen bereits eine Farce, denn vor allem fundamentale christliche Gruppen bieten in den USA die vermeintlichen Umpolungs-Projekte für Schwule und Lesben an.

Jugendschutz vs. Religionsfreiheit

Doch selbst dieses nachlässige Verbot geht einigen christlichen Hardlinern offenbar bereits zu weit – seit 2021 klagt der Familienberater Brian Tingley das gesetzliche Verbot im Bundesstaat Washington an und behauptet, dieses verletze seine Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit. Tingley selbst bietet die unseriösen Konversionstherapien an und behauptet öffentlich, dass die Kinder, die er zu bekehren versucht, alle „willig“ sind, selbst dann, wenn ihre Eltern sie zu einer Therapie gezwungen haben.

Eine Ende von allen Konversionstherapie-Verboten?

Tingleys Fall wurde 2021 von einem US-Bezirksgericht in Washington abgewiesen, wobei Richter Robert Bryan damals urteilte, dass der Staat die Befugnis habe, hier ein Verbot auszusprechen und dieses auch nicht gegen Tingleys Religion verstoße. Der Familienberater ging in Berufung und scheiterte erneut. In dieser Woche nun hat der Oberste Gerichtshof bekanntgegeben, sich mit dem Fall befassen zu wollen – der Ausgang ist offen.

Allerdings stärkten die konservativen Richter bereits in einem anderen Verfahren in diesem Jahr die vermeintliche Religionsfreiheit einer Klägerin, weswegen es inzwischen landesweit möglich ist, dass kreative Dienstleister sich weigern dürfen, Homosexuelle als Kunden zu akzeptieren. Die Gefahr ist also groß, dass die Mehrheit der neun Richter nun erneut gegen die LGBTI*-Community entscheiden wird – sollte dies passieren, könnten Konversionstherapie-Verbote im ganzen Land fallen.

Letzte Hoffnung? Die Vernunft der Richter

Die vermeintlich letzte Hoffnung ruht nun darauf, dass die Richter in diesem Fall doch den Fakten den Vorzug geben werden. Alle landesweiten medizinischen US-Fachverbände wie beispielsweise die American Psychological Association, die American Psychiatric Association oder auch die American Medical Association haben Konversionstherapien klar und eindeutig als eine Form der psychologischen Folter bezeichnet – eine Praxis, die durchwegs schädlich für die Opfer ist.

Casey Pick, Direktorin für Recht und Politik beim LGBTI*-Jugendberatungsverein Trevor Project, wies zudem darauf hin, dass alle unteren Gerichte bisher die Verbots-Gesetze zu Konversionstherapien stets bestätigt haben: „Es gibt keinen Grund, warum das Gericht hier nicht dasselbe tun und sicherstellen sollte, dass LGBTQ-Jugendliche im ganzen Land weiterhin vor unprofessionellen, unwissenschaftlichen und zutiefst schädlichen Praktiken geschützt werden.“ Die letzte Hoffnung ruht nun wohl in der Tat auf der Vernunft der neun Richter.

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