Direkt zum Inhalt
Urteil gegen „Cutter aus Erfurt“

Urteil für „Cutter aus Erfurt“ 75-Jähriger kastrierte Männer auf eigenen Wunsch auf der Wohnzimmer-Couch

ms - 22.10.2024 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Ein heute 75-jähriger Mann aus Thüringen wurde jetzt am Landgericht Erfurt zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt – er hatte seit 2015 mehreren Männern auf deren Wunsch hin im privaten Wohnzimmer Körperteile amputiert, darunter Hoden und ein Penis. 

Operation im Wohnzimmer

Eine fachmedizinische Ausbildung besaß der Angeklagte nicht, online hatte er als „Cutter aus Erfurt“ seine Dienste gegen Geld für Interessierte angeboten – nach Angaben des Vorsitzenden Richters Udo Tietjen hatten sich die Männer aus ganz Deutschland an den Mann gewandt und freiwillig um die Eingriffe gebeten. 

Ihnen sei es so beispielsweise um den ersten Schritt einer Geschlechtsangleichung gegangen. In anderen Fällen entfernte der 75-Jährige auch Körperteile wie Zehen. Alle Operationen fanden auf der Wohnzimmer-Couch statt, nachdem der „Cutter“ zuvor den Genitalbereich der Betroffenen mittels Spritze betäubt und desinfiziert hatte.

Opfer waren für Freispruch des Angeklagten

Nun das Urteil: Der Thüringer muss für fast vier Jahre ins Gefängnis. Richter Tietjen erklärte dazu: „Was wir mit dieser Strafe auf jeden Fall bewirken wollen, ist, dass es keine Nachahmer gibt. Es war ein außergewöhnliches Verfahren, es war auch ein mit Scham behaftetes Verfahren.“ 

Einigen der Zeugen, die sich operieren hatten lassen, war es vor Gericht schwergefallen, überhaupt über die Sachlage zu berichten. Der Angeklagte selbst hatte sich geständig gezeigt, die meisten Opfer hatten sogar auf Freispruch für den 75-Jährigen plädiert. Der Rentner hatte vor Gericht erklärt, Geld sei nicht seine Motivation gewesen, das glaubte ihm Tietjen allerdings nicht. Pro Operation sind zwischen 500 und 2.200 Euro bezahlt worden. Er habe sich online mit dem Thema Kastration befasst und habe Betroffenen helfen wollen, so der 75-Jährige weiter. Der Verbleib der amputierten Körperteile ist bis heute unklar. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.