Umdenken unter Polizisten Die britische Polizei will neues Vertrauen in der Gay-Community schaffen!
Es ist ein erster und wichtiger Schritt, aber hoffentlich nicht der letzte: Der britische Polizeidienst hat jetzt für alle Polizeibeamten neue Führungsstands herausgegeben – ein klares Zeichen gegen die grassierende Homophobie und Frauenfeindlichkeit vieler Bobbys mit Schwerpunkt im Großraum London. Nach und nach versucht die britische Polizei die Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten, erst vor kurzem gab es auch eine erste offizielle Entschuldigung seitens eines britischen Polizeichefs.
Homophobie in der britischen Polizei
Homophobie ist in Großbritannien unter Polizisten leider ein altbekanntes Problem, vor aber auch nach der vollständigen Entkriminalisierung von Homosexualität 2003 herrschte ein bisweilen gefährliches, oftmals aber zumindest stark diskriminierendes Klima. Die Gay-Community hat seit vielen Jahren in weiten Teilen das Vertrauen in die Ermittler verloren, immer wieder sorgten zudem Skandale für Aufsehen, beispielsweise wurden Zeugenaussagen von Schwulen ignoriert, Anzeigen nicht bearbeitet oder homosexuelle Männer ganz direkt bei vielen Gelegenheiten schikaniert. Die Londoner Polizei steht deswegen bis heute unter besonderer Aufsicht seitens der obersten Polizeibehörde des Landes.
Ehrenkodex und eine integrative Arbeitsplatzkultur
Nun soll es schrittweise vorangehen, hoffen die Verantwortlichen. In den neuen Richtlinien hält die Polizei dabei auch gleich zu Beginn fest, dass jeder Beamte im Polizeidienst eine Führungsrolle innehat, vom Berufsanfänger bis zum leitenden Ermittler: „Beamte und Mitarbeiter der Polizei müssen vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Laufbahn Führungsqualitäten zeigen.“ Künftig sollen die Bobbys den Ehrenkodex einhalten, unprofessionelles Verhalten aktiv hinterfragen und zu einer integrativen Arbeitsplatzkultur beitragen – gerade der letzte Punkt bereitete auch immer wieder massive Schwierigkeiten. Schwule sowie weibliche Polizisten berichteten immer wieder von andauerndem Mobbing unter Kollegen.
Schwierigste Zeit seit Jahrzehnten
„Dies ist die schwierigste Zeit für die Polizei, an die ich mich in meinen fast 40 Dienstjahren erinnern kann, doch wir können diesen Weg so nicht weitergehen. Es muss etwas Radikales getan werden. Auch wenn die neuen Richtlinien bei dieser Arbeit federführend sind, können sie nur mit der Unterstützung und dem Engagement aller Polizeibeamten durchgeführt werden, und ich hoffe, dass sich die Kollegen in allen Dienststellen diesem neuen Ansatz anschließen werden“, so Polizeipräsident Andy Marsh. Dabei ginge es auch und gerade darum, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.
Anti-Diskriminierungsschulungen für die Polizei
Marsh weiter: „Die Beamten sollen lernen, rassistisches, sexistisches und homophobes Verhalten von Kollegen zu rügen und sich besser in Gemeinschaften einzubringen, in denen das Vertrauen geschwunden ist.“ Damit das gelingt, wird es auch zentral durchgeführte Kurse für alle Beamten geben. Geplant ist auch eine neue Akademie, die höchstwahrscheinlich in den Midlands oder im Norden Englands angesiedelt werden wird, damit sie für alle Mitarbeiter möglichst gut erreichbar ist. Mit eingearbeitet werden in den Kursen auch Ideen von Experten, wie ein integratives Verhalten besser herausgearbeitet werden kann. Es wird erwartet, dass in den Kursen der Schwerpunkt auf die Bekämpfung von unangemessenem und diskriminierendem Verhalten gelegt wird.
Mehr als nur „ein paar faule Äpfel“
Lord Herbert of South Downs, ehemals Polizeiminister, der vor zehn Jahren erstmals Richtlinien diesbezüglich ausarbeite (College of Policing), erklärte zu den neuen Zielen: „Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass es nur ein paar faule Äpfel gibt. Die Frage ist: Wie konnten diese Verhaltensweisen von Kollegen und Führungskräften unangefochten immer weiter fortgesetzt werden?“ Die Aufarbeitung, so das allgemeine Credo, muss weitergehen. Und so werden die neuen Standards mit Sicherheit eine Verbesserung bringen können – darauf ausruhen kann sich die britische Polizei aber noch lange nicht.