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Umdenken in der Medizin

Umdenken in der Medizin Internationale Fachkritik an Pubertätsblockern führt zu einer Neubewertung in Deutschland

ms - 12.10.2023 - 10:00 Uhr
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Die ärztlichen Leitlinien für die beste Behandlung und Herangehensweise bei einer Geschlechtsdysphorie bei Trans-Menschen befindet sich in Deutschland aktuell in einem Überarbeitungsprozess – das berichtet das Deutsche Ärzteblatt. Nachdem immer mehr Länder gerade bei der Verschreibung von Pubertätsblockern eine Kehrtwende in der Behandlung machen, wollen sich jetzt offenbar auch die führenden Fachärzte in Deutschland damit stärker auseinandersetzen.

Überarbeitung der Behandlungs-Leitlinien

„Wir Fachleute aus der Psychiatrie haben hier in Deutschland diese Entwicklung aufmerksam verfolgt. Es wurde eigens ein Treffen mit Expertinnen und Experten aus skandinavischen Ländern, den Niederlanden und England initiiert, damit wir uns persönlich austauschen konnten“, so Tobias Banaschewski, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters und Stellvertretender Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim gegenüber dem Ärzteblatt. Und weiter: „Demnächst soll hierzulande den beteiligten Fachgesellschaften die entsprechende Leitlinie zur Kommentie­rung vorgestellt werden. Daher müssen wir uns alle intensiv mit den neuen Argumenten auseinandersetzen.“

Wissenschaftliche Evidenz ist nicht ausreichend

Explizit betont das Fachblatt dabei auch, dass sich in der ersten Jahreshälfte 2023 innerhalb der medizinischen Fachgruppen in mehreren Staaten ein Wandel vollzogen habe im Bereich der Behandlung von Menschen mit sogenannten „nonkonformen Geschlechtsidenti­täten“. Den Ländern allesamt zu eigen ist, dass eine pharmakologische Behandlung mit Pubertätsblockern und anschließenden Cross-Sex-Hormonen inzwischen deutlich zurückhaltender oder teilweise nur noch im Rahmen wissenschaftlicher Studien einge­setzt werden soll. Die Begründung: Die wissenschaftliche Evidenz dafür, dass diese Therapien eher nützten, als dass sie schadeten, sei nicht so robust, wie über viele Jahre hin­weg proklamiert worden sei.

Länder weltweit ändern Behandlungsmethoden

Wie das Ärzteblatt weiter festhält, änderten allein bisher im Jahr 2023 mehrere Länder ihre Richtlinien – im Juni gab so der National Health Service (NHS) in England bekannt, dass Pubertätsblocker nur noch in Aus­nahmefällen Minderjährigen verschrieben werden sollen – mit der Begründung, dass die Evidenz in puncto Sicherheit und klinische Wirksamkeit fehle. In den USA forderten Ärzte, Eltern und medizinisches Fachpersonal die US-Zulassungsbehörde FDA inzwischen dazu auf, „endlich eine sorgfältige Analyse von Nutzen und Risiken der Pubertätsblocker vorzunehmen.“

Zu Beginn des Jahres erklärte auch Schweden, dass es die Behandlung mit Pubertätsblockern massiv einschränken werde und betonte die Gefahr von Langzeiteffekten. Eine ähnliche Empfehlung wurde das Jahr zuvor bereits von der Nationalakademie für Medizin in Frankreich ausgesprochen. In Norwegen meldete im März dieses Jahres das Healthcare Investigation Board (Ukom), die Leitlinien für die Behandlung von Genderdysphorie seien „inadäquat und müssten revidiert werden“. Weiter hielt der Bericht fest, dass es eine „ungenügende Evidenz für den Einsatz von Pubertätsblockern und Cross-Sex-Hormon-Behandlungen gebe“, insbesondere bei Jugendlichen, die in immer größerer Zahl mit solchen Wünschen vorstellig werden würden. Zuletzt änderte inzwischen auch die Niederlande seine Herangehensweise bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie.

Große Zweifel unter deutschen Ärzten

Warum jetzt auch in Deutschland ein Umdenken unter Ärzten offenbar vonstattengeht, begründet das Ärzteblatt so: „Dass sich jetzt eine größere Zurückhaltung abzeichnet, hat damit zu tun, dass der rein quantitative Zuwachs an jungen Menschen, die eine Therapie anstreben, innerhalb der medizinischen Fachwelt Skepsis hervorge­rufen hat.“ Dabei würde inzwischen auch immer stärker bezweifelt werden, ob all diesen Menschen tatsächlich mit Pubertätsblockern, Hormonen und chirurgischen Eingriffen wirklich geholfen werden kann.

Dazu beigetragen hat auch, dass die Objektivität und Qualität der Studien aus den Niederlanden immer mehr auch international in Frage gestellt werden, auf denen maßgeblich die Verschreibung von Pubertätsblockern weltweit fußt. „Zweitens erlangen immer mehr Betroffene mediale Aufmerksamkeit, die mit dem Ergebnis ihrer Therapien hadern, ihre Transition bereuen, Nebenwirkungen beklagen und eine De-Transition wünschen“, so dass Deutsche Ärzteblatt weiter.

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