Trotz Fahndung unauffindbar Rechtsextreme Marla Svenja Liebich weiter auf der Flucht
Nach über zweieinhalb Monaten intensiver Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, weiterhin verschwunden und ist noch immer nicht in Haft. Die Staatsanwaltschaft Halle bestätigte, dass es nach wie vor keine neuen Hinweise auf den Aufenthaltsort der gesuchten Person gibt. Der Fall hatte deutschlandweit für großes Aufsehen gesorgt und heizte die politische Debatte rund um das Selbstbestimmungsgesetz erneut an.
Die Hintergründe eines umstrittenen Falls
Liebich, die sich bis Anfang 2025 als Rechtsextreme mit queerfeindlichen Aussagen einen Namen gemacht hatte, änderte nach Inkrafttreten des neuen Selbstbestimmungsgesetzes ihren amtlichen Geschlechtseintrag und Vornamen. Daraufhin sollte die verhängte Haftstrafe – ein Jahr und sechs Monate ohne Bewährung – in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Chemnitz angetreten werden. Der Haftantritt blieb jedoch aus. Seither fahnden Polizei und Staatsanwaltschaft bundesweit nach Liebich, die sich selbst über soziale Medien über die laufende Fahndung öffentlich lustig macht. Laut Angaben der Ermittlungsbehörden dauert die Suche weiter an und sämtliche bisherigen Maßnahmen blieben erfolglos.
Das zugrundeliegende Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht es, Namen und Geschlechtseintrag durch Selbstauskunft zu ändern – ein Schritt, der politisch kontrovers diskutiert wird. Nach offiziellen Angaben haben inzwischen über 22.000 Menschen in Deutschland von diesem neuen Verfahren Gebrauch gemacht.
Politische Kontroverse um das Selbstbestimmungsgesetz
Der Fall hat in der öffentlichen sowie parteipolitischen Debatte um die Geschlechtsidentität neue Dynamik entfacht. Vertreterinnen und Vertreter der Union kritisieren das Gesetz weiterhin scharf und warnen davor, dass es missbraucht werden könnte. Der Vorwurf: Einzelne Personen könnten geschlechtsbezogene Regelungen lediglich ausnutzen, um der Justiz zu entgehen oder sie lächerlich zu machen.
In zahlreichen europäischen Rechtsordnungen gehört ein solches Verfahren jedoch längst zum Alltag. Internationale Menschenrechtsorganisationen und die Weltgesundheitsorganisation fordern schon seit Jahren, den Zugang zur amtlichen Änderung des Geschlechtseintrags zu erleichtern und so Diskriminierung auszuschließen. Die Ampelregierung folgte dem mit der Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes und betonte ihr Bemühen, sowohl Grundrechte als auch Selbstbestimmung von trans* Menschen rechtlich zu sichern.
Stimmen aus Justiz und Politik
Das sächsische Justizministerium weist unterdessen darauf hin, dass Sicherheits- und Unterbringungsfragen bei trans* Personen im Strafvollzug komplex seien und jeder Fall einzeln geprüft werden müsse. Fälle wie der von Liebich werfen zudem erneut die Frage auf, wie Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte im Umgang mit Geschlechtervielfalt gesichert werden können.
Während die Suche nach Liebich weiterläuft und sich der Fall zunehmend zum politischen Zankapfel entwickelt, steht das Selbstbestimmungsgesetz einmal mehr im Rampenlicht. Unbestritten bleibt: Die Debatte um die Balance zwischen Missbrauchsschutz und Menschenrechten wird Deutschland weiterhin beschäftigen. Künftig wird es darauf ankommen, Lösungen für sensible Einzelfälle zu finden – ohne die Rechte von trans* Menschen generell infrage zu stellen oder populistisch für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Die entscheidende Frage bleibt: Wie gelingt ein inklusiver und gerechter Umgang mit Geschlechtervielfalt, der Missbrauch verhindert und gleichzeitig die Grundrechte aller schützt?