Streit um Israel Die Debatten um Israel und Gaza spalten die internationale LGBTI*-Community
Massiver Ärger in Israel – die LGBTI*-Rechtsorganisation ILGA World hat jetzt eine der namhaftesten israelischen LGBTI*-Verbände suspendiert und bekräftigt, dass es keine Weltkonferenz der ILGA in Tel Aviv geben wird. Mehr noch, die ILGA World entschuldigte sich dafür, die Stadt als Austragungsort überhaupt in Erwägung gezogen zu haben. Die Abwendung von Israel löst derweil international Empörung bei einigen anderen queeren Verbänden aus.
Politische Zwickmühle
Bis vor kurzem war Aguda, der Dachverband der LGBTI*-Community in Israel, eine Mitgliedsorganisation der ILGA World, die eine der weltweit größten Rechtsvereine für homosexuelle und queere Menschen ist. Als solche durfte Aguda offiziell den Vorschlag unterbreiten, die Weltkonferenz 2026 in Israel stattfinden zu lassen. Das scheint der ILGA World offenbar politisch zu heikel gewesen zu sein, angesichts von Gruppierungen wie den „Queers for Palestine“ innerhalb der Community.
Im Vorfeld der bevorstehenden ILGA-Weltkonferenz in Kapstadt, Südafrika, erklärte die Gruppe daher nun, sie habe von verschiedenen Stellen „erhebliche und berechtigte Bedenken hinsichtlich der Bewerbung einer Mitgliedsorganisation um die Ausrichtung der Weltkonferenz in Tel Aviv, Israel, im Jahr 2026 oder 2027“ erhalten.
Rauswurf von israelischem LGBTI*-Verband
Und weiter: „Als Reaktion auf diese vielfältigen Bedenken hat der ILGA-Weltvorstand eine Dringlichkeitssitzung abgehalten und einstimmig beschlossen, die Bewerbung von Aguda nicht mehr in Betracht zu ziehen.“ Dabei betonte die Organisation, wie wichtig es sei, auch weiterhin die universelle Achtung der Menschenrechte aufrechterhalten.
Man prüfe derzeit, ob Aguda nicht gegen die festgelegten Ziele der Satzung der ILGA World verstoße. „Der Vorstand von ILGA World prüft derzeit, ob Aguda mit unserer Satzung übereinstimmt und hat beschlossen, die Organisation von unserer Mitgliedschaft auszuschließen, um dies zu ermöglichen.“
Die Einbeziehung der israelischen LGBTI*-Organisation sei mit der „historischen Erfahrung mit der Apartheid und dem Kolonialismus in Südafrika“ nicht in Einklang zu bringen. Die Bewerbung würde dabei „im Widerspruch zu der eindeutigen Solidarität mit dem palästinensischen Volk“ stehen.
Vorwurfe der Diskriminierung
Aguda selbst erklärte inzwischen gegenüber hebräischen Medien, dass man „zutiefst enttäuscht von der Tatsache ist, dass die ILGA beschlossen hat, diejenigen zu boykottieren, die sich für LGBTI*-Rechte und eine gerechtere Gesellschaft einsetzen. Die Aguda setzt sich seit über 50 Jahren für die LGBTI*-Community und die Wahrung aller Menschenrechte ein, einschließlich der Unterstützung von LGBTI*-Personen aus der arabischen Gemeinschaft und palästinensischen Asylbewerbern, die wegen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt werden.“
Kritik an der ILGA World kommt inzwischen auch von anderer Stelle, die US-Organisation für LGBTI*-Rechte, A Wider Bridge, erklärte, die Entscheidung der ILGA sei „empörend und inakzeptabel“. Zudem: „Indem die ILGA Israel und israelische LGBTI*-Personen auswählt, um sie zu verunglimpfen, verstößt sie gegen ihre grundlegenden Prinzipien. Wir fordern die ILGA World auf, ihre diskriminierende Entscheidung sofort zurückzunehmen.“