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Dramatischer Appell des LSVD
Rubrik

Stoppt die Affenpocken! „Nehmen Sie unsere Anliegen so ernst, wie es die kritische Lage verlangt!“

ms - 09.08.2022 - 12:00 Uhr

In einem dramatischen Appell richtet sich jetzt der Regionalverband Berlin-Brandenburg des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) an den Berliner Senat: Diese müsse endlich schnell und entschlossen handeln und weiteren Impfstoff gegen die Affenpocken (MPX) auch in der erforderlichen Menge für Berlin zugänglich machen. In einer ersten Aktion hatte die Hauptstadt rund 8.000 der deutschlandweit rund 40.000 zur Verfügung stehenden Einheiten bekommen, und das, obwohl in Berlin inzwischen rund die Hälfte aller MPX-Fälle auftreten. Aktuell verzeichnet allein Berlin mit Stand von Montagabend rund 1.460 Fälle, in ganz Deutschland gibt es nach Angaben des Robert-Koch-Instituts derzeit etwa 2.900 Menschen mit einer MPX-Diagnose.

Die aktuelle Situation hält der LSVD in Berlin-Brandenburg so fest: „Stoppt die Affenpocken! Viele schwule Männer sorgen sich aktuell um ihre Gesundheit und wollen sich gegen MPX impfen lassen. Allerdings kann von den zuständigen Stellen wie HIV-Schwerpunktpraxen, schwulen Gesundheitsnetzwerken oder Kliniken nur wenigen ausgesuchten Menschen ein Impfangebot gemacht werden. Selbst Personen mit hoher Risikoindikation stehen auf den Wartelisten und müssen sich in Geduld üben. Es fehlt mengenmäßig an Impfstoff. Aber auch die bis in den Herbst hinein noch zu erwartenden Impfdosen reichen bei weitem nicht aus, um die medizinisch gebotene Impfnachfrage abzudecken. Mehr ist hier gefragt. Wir unterstützen die Forderung der Deutschen Aidshilfe nach einer Million Impfdosen für Deutschland!“

Bis Ende September sollen nach Angaben des Gesundheitsministeriums weitere 200.000 Einheiten des Impfstoffes in Deutschland ankommen – zu wenig, wie verschiedene Verbände eindringlich betonen. Immer wieder wird dabei auch die Kritik laut, dass die Lage nicht ernst genug genommen werden würde, vielleicht auch deswegen, weil beinahe ausschließlich nach wie vor homo- und bisexuelle Männer davon betroffen sind. Deutschland gehört neben Spanien und Großbritannien zu den am stärksten betroffenen Ländern in ganz Europa. Die Mitgliederversammlung des LSVD Berlin-Brandenburg fordert vor diesem Hintergrund deswegen auch, dass der Berliner Senat eigenständig weiteren Impfstoff in der erforderlichen Menge für Berlin zugänglich machen müsse. „Die Herausforderungen in der Impfstoffbeschaffung sind zwar beachtlich, aber es braucht auch einen Willen. Den sehen wir nicht, wenn das Bundesgesundheitsministerium auf weitere Impfstoffbeschaffungen verzichten will und die Lieferengpässe ohne erkennbare Initiative hinnimmt. Aktuell sind viele Menschen tagtäglich einem beachtlichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Wir wissen heute, dass MPX-Erkrankungen auch zum Tod führen können. Vielfach verursachen MPX-Infektionen mindestens höchst schmerzhafte Krankheitsverläufe, die auch zu ungewolltem Outing in der Familie, Stigmatisierung am Arbeitsplatz oder schwer ertragbaren Schuld- und Schamgefühlen führen können. Das ist nicht hinnehmbar. In Sorge um das gesundheitliche und soziale Wohlergehen der queeren Community richten wir die Forderung an den Berliner Senat und das Bundesgesundheitsministerium, sich insbesondere auf europäischer Ebene für eine der Nachfrage entsprechende Produktion des erforderlichen anti-MPX Vakzins einzusetzen sowie eine nachfragegerechte Beschaffung und gerechte Verteilung der Impfdosen unter Beachtung der regional variierenden Fallzahlen sicherzustellen. Auch das Hochfahren entsprechender Produktionskapazitäten an geeigneten Standorten ist durch das Bundesgesundheitsministerium über die Europäische Union einzufordern und gegebenenfalls auch zu fördern“, so der Regionalverein weiter.

Dabei betont der LSVD Berlin-Brandenburg auch, dass sowohl der Verein wie auch die LGBTI*-Community und ihre Vertreter selbst gerne bei Bedarf beratend zur Seite stehen und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Schwulenberatung Berlin und die Berliner Aidshilfe. Abschließend bekräftigt der Verein erneut: „Nehmen Sie unsere Anliegen einfach so ernst, wie es die kritische Lage verlangt! Allen impfinteressierten Personen muss in Berlin möglichst kurzfristig ein Impfangebot gegen MPX gemacht werden können. Ein zeitnahes Impfangebot steht für selbstbestimmtes Leben und den Gesundheitsschutz aller.“

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