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Skandal in New Orleans

Skandal in New Orleans Ein Lehrer wird durch die Todesanzeige seines Partners geoutet – und daraufhin aufgrund seiner Homosexualität gekündigt

ms - 04.07.2025 - 16:00 Uhr
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In New Orleans sorgt die Dreistigkeit der katholischen Kirche derzeit für besondere Fassungslosigkeit – während die Erzdiözese gerade dabei ist, im Namen ihrer Priester Entschädigungszahlungen für die rund 600 Opfer von sexuellem Missbrauch zu zahlen, kündigte sie nun nach mehreren Jahrzehnten im Amt einem Musiklehrer, weil er schwul ist.

Todesanzeige als Beweis 

Konkret geht es dabei um Mark Richards, der nach 21 Jahren als Musiklehrer und Kapellmeister an der Schule, die von der Erzdiözese betrieben wird, entlassen worden ist. Begründet wurde der Schritt mit der Homosexualität von Richards, obwohl diese seit vielen Jahren ein offenes Geheimnis an der Bildungseinrichtung gewesen war. Der Fall kam durch ein aufgebrachtes Elternteil ins Rollen, das in der regionalen Zeitung die Todesanzeige von Richards´ Ehemann John Messinger entdeckte, der im September 2023 an einem Herzinfarkt verstorben war. 

Das „besorgte Elternteil“, dessen Identität geheim blieb, alarmierte die Schulaufsicht der St.-Franziskus-Xavier-Schule in Metairie, Louisiana. Hintergrund ist eine althergebrachte Sittenklausel, die sich in den Verträgen aller Lehrkräfte der katholischen Schule findet. Darin wird den Lehrern untersagt, eine „Ehe zu schließen, die gegen die Regeln der katholischen Kirche verstößt“ oder/und sich „aktiv an homosexuellen Aktivitäten zu beteiligen.“

Forderung nach Wiedereinstellung

Während Lehrerkollegen und auch fast alle Eltern sehr liebevoll, unterstützend und verständnisvoll mit ihm nach dem Tod seines Ehemannes umgegangen seien, so Richards, wollte die Kirchenleitung diese christliche Nächstenliebe nicht zeigen. In einer Petition setzten sich rund 1.500 Eltern und Kollegen für den beliebten Lehrer ein, bezeichneten seine Entlassung als „ungerecht“ und Richards selbst als „Leuchtturm der Freundlichkeit und des Verständnisses im Leben der Schüler“. Die gemeinsame Forderung aller war die Streichung der Moralklausel und die Wiedereinstellung des Musiklehrers. „Die Moralklausel, die im Mittelpunkt von Richards' Entlassung steht, ist eine Verletzung der Menschenrechte, die überprüft werden muss. Für mich ist das eine soziale Ungerechtigkeit“, so ein Vater gegenüber NBC. 

Keine Nächstenliebe für Lehrer 

Die Antwort der Schulleitung: „Diese Entscheidung ist endgültig und wird nicht revidiert. Wir bemühen uns, immer Entscheidungen zu treffen, die die Lehren des katholischen Glaubens aufrechterhalten und im besten Interesse unserer Schule sind.“ Richards schrieb daraufhin einen Brief an die Eltern von St. Francis: „Ihre Kinder zu unterrichten war eine der Freuden meines Lebens, und ich schätze die Erinnerungen daran.“ Gegenüber NBC erklärte er zudem: „Es ist ein Dolchstoß in den Rücken. Es ist einfach an der Zeit, dass das aufhört. Der Rest der freien Welt denkt nicht, dass Homosexualität eine große Sache ist.“ 

Die Erzdiözese indes pocht weiterhin auf die Einhaltung der christlichen Moral – jene Diözese, die gerade anderweitig versucht, einen Vergleich vor Gericht zu erzielen, nachdem rund 600 Menschen Klage eingereicht hatten, weil sie in den letzten Jahrzehnten von den Priestern der Erzdiözese sexuell immer wieder missbraucht worden sind. Um die Entschädigungszahlungen so kostengünstig wie möglich zu halten, versuchte die Erzdiözese zuletzt, Insolvenz anzumelden. Die Erzdiözese mag es eben billig – und genauso billig ist offenbar auch ihr Verhalten, gegen Missbrauchsopfer ebenso wie gegen langjährige Lehrer. 

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