Sexuelle Gesundheit Deutsche Aidshilfe stellt erste Forderungen für LGBTI* vor
Zwei Jahre lang hat die Deutsche Aidshilfe zusammen mit dem Robert-Koch-Institut erforscht, wie queere Menschen im Gesundheitswesen besser behandelt werden können. Ein großes Augenmerk lag dabei auch auf der Frage, was Gesundheitseinrichtungen künftig tun müssen, um dem Bedarf von trans und nicht-binären Menschen in Sachen sexuelle Gesundheit gerecht zu werden.
Communitynahe Checkpoints
Die ersten Ergebnisse wurden jetzt vorab bereits veröffentlicht, dabei stellt die Deutsche Aidshilfe fünf zentrale Empfehlungen für die Prävention von HIV und Geschlechtskrankheiten sowie für die Förderung des sexuellen Wohlbefindens bei queeren Menschen auf. Zunächst bedürfe es spezialisierter Checkpoints in allen Großstädten, die möglichst communitynah und einfach zu erreichen sind. Bisher gibt es solche oder ähnliche Anlaufstellen zumeist nur in einzelnen Städten wie beispielsweise Berlin – und selbst innerhalb einer Großstadt gibt es oftmals nur sehr wenige dieser Einrichtungen, sodass im Bedarfsfall Betroffene längere Anfahrtsstrecken selbst dann in Kauf nehmen müssen, wenn sie in derselben Stadt leben.
Informationen und Testmöglichkeiten
Im zweiten Punkt spricht sich die Aidshilfe für exklusive “Testing Days“ aus, gerade in Aidshilfen oder aber auch in Praxen, die bisher kein reguläres Angebot speziell für trans und nicht-binäre Menschen haben. Dazu sei es im dritten Punkt auch wichtig, umfassende und gut recherchierte Info-Materialien zur Verfügung zu stellen – mit Fokus auf die Prävention von HIV und Geschlechtskrankheiten sowie die sexuelle Gesundheit. Wichtig dabei ist, dass die Broschüren nicht pauschal verfasst sind, sondern individuell auf trans und nicht-binäre Menschen eingehen. Das würde nicht nur den Betroffenen direkt helfen, sondern auch möglichen Sexpartnern sowie ganz erheblich auch dem Fachpersonal in Beratungsstellen.
Bessere Schulung
Damit kommt die Aidshilfe auch gleich zu ihrer vierten Forderung, die bereits in diesem Sommer auch von der Bundesärztekammer sowie jüngst auch vom Deutschen Ärzteblatt gefordert wurde: Es braucht dringend besser geschultes medizinisches Personal, gerade in Test und Beratungseinrichtungen, aber auch in Arztpraxen. Menschen mit HIV sowie aber auch trans und nicht-binäre Personen eint, dass sie aufgrund von Unwissenheit oder Angst ihres Gegenübers oftmals bewusst wie unbewusst Stigmatisierung und Diskriminierung erfahren, nicht immer ist dies aber überhaupt den Verursachern bewusst.
Forschung, Forschung, Forschung!
Zuletzt legt die Aidshilfe auch einen Schwerpunkt auf das Thema Forschung, am besten mit drei Ausrufezeichen versehen. Es sei sehr wichtig, mehr zu forschen und mehr zu recherchieren zu den besonderen medizinischen und körperlichen Bedürfnissen von queeren Menschen, gerade im Wechselspiel mit HIV und anderen Geschlechtskrankheiten, aber auch im Bereich Prävention und der Verbesserung der sexuellen Gesundheit. Bisher wird dieses Feld oftmals noch stiefmütterlich behandelt oder queere Menschen werden unreflektiert als eine einzige homogene Gruppe in Studien einbezogen, auch wenn es innerhalb der Community viele markante Unterschiede in allen Lebensbereichen gibt – von der psychischen und physischen Gesundheit über das Sexualverhalten bis hin zu generellen Aspekten der Lebensgestaltung.