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Sensation in der Wissenschaft?

Sensation in der Wissenschaft? In China ist es gelungen, nur mit männlichen Mäusen gesunden Nachwuchs zu zeugen – ein Fortschritt für schwule Paare mit Kinderwunsch?

ms - 27.06.2025 - 13:00 Uhr
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Es ist eine kleine Sensation der Wissenschaft, wenn auch eine mit zweifelhaftem oder zumindest diskutierwürdigem Ansatz: Chinesischen Wissenschaftlern ist es jetzt erstmals gelungen, dass bei Labormäusen zwei biologische Väter eigene, gesunde Nachkommen bekommen haben, die ihrerseits Kinder bekommen können. 

Hoffnung für schwule Paare?

In der Fachzeitschrift PNAS wurden die jüngsten Forschungsergebnisse vorgestellt: Erstmals sind zwei gesunde, fruchtbare „bi-paternale“ Mäuse entstanden, deren genetisches Material nur von zwei Männchen stammt, und die ihrerseits Kinder zeugen können. Die Gesundheit und Fruchtbarkeit der zweieiigen Mäuse könnte in Zukunft Auswirkungen auf menschliche schwule Paare mit Kinderwunsch haben, so das Forscherteam der chinesischen Shanghai Jiao Tong Universität. Auch wenn es bis dahin noch ein langer Weg sei, so könnten damit zwei Männer in Zukunft eigene gemeinsame genetische Kinder bekommen. Eine Ausweitung der Forschung auf Menschen in absehbarer Zeit sei allerdings derzeit nicht denkbar. 

Damit dies möglich wurde, pflanzten die Forscher zwei Samenzellen in eine Eizelle, deren Zellkern entfernt worden war. Anschließend programmierten die Wissenschaftler Teile der Spermien-DNA mit Hilfe eines Gen-Editierverfahrens so um, dass sich ein Embryo entwickeln konnte. Der Embryo wurde dann in eine weibliche Leihmaus eingepflanzt, was schließlich zu den Geburten führte. Genetisch war die Muttermaus am Entstehungsprozess nicht beteiligt. Von den 259 erzeugten Embryonen überlebten zwei und wuchsen bis zum Erwachsenenalter heran.  

Kritik und offene Fragen

Internationale Forscher feiern die jüngsten Ergebnisse, ein Molekulargenetiker am University College in London zeigte sich begeistert davon, dass die genomische Prägung „überwunden“ werden könne. Kritik kam von der Tierschutzorganisation PETA, die die Forschungsergebnisse als „regenbogenfarben“ bezeichnete und zudem erklärte: „Das ist nicht bahnbrechend, sondern grotesk. Echter Fortschritt liegt in hochmodernen, für den Menschen relevanten Methoden ohne Tierversuche.“ Die chinesischen Wissenschaftler räumten zudem ein, dass die Auswirkungen der genetischen Veränderungen noch nicht vollständig geklärt seien. 

Seit Jahren wird in dem Bereich eifrig geforscht – bereits 2004 gelang es Wissenschaftlern, Mäuse mit zwei Müttern ohne Vater sowie vor zwei Jahren Mäuse mit zwei biologischen Vätern zu schaffen. Nun ist der nächste Schritt gelungen und die Nachkommenschaft dieser „homosexuellen Mäuseeltern“ ist in der Lage, eigene Junge zu bekommen – bisher war dies ausgeschlossen. 

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