Selbstmordrisiko bei HIV Die ersten zwei Jahre tragen das höchste Risiko mit sich!
Die jetzt veröffentlichten Daten einer Langzeit-Studie aus Dänemark belegen, dass Menschen mit HIV ein dreimal höheres Selbstmordrisiko haben als die Allgemeinbevölkerung. Zudem sei auch die Gefahr, an einer Depression zu erkranken, doppelt so hoch für HIV-positive Personen.
Einer von 25 leidet an Depressionen
Depressionen bleiben dabei das vorrangige Thema, einer von 25 Menschen mit HIV leidet daran. Suizidversuche oder ernsthafte suizidale Gedanken fanden sich bei jedem 140sten Fall. Die aktuellen Studienergebnisse gelten als die bisher fundiertesten ihrer Art, zuvor fußten frühere Untersuchungen zumeist auf Schätzungen oder konzentrierten sich nur auf bestimmte Untergruppen innerhalb der HIV-positiven Menschen.
Breite Datenlage sorgt für repräsentative Fakten
Das dänische Forschungsteam hatte in anonymisierter Form in den letzten zwanzig Jahren Zugang zu den Gesundheitsdaten von fast allen Menschen im Land, sodass eine tatsächlich repräsentative Studienlage gegeben ist, die auch mit anderen westlichen Nationen wie beispielsweise Deutschland vergleichbar sein dürfte. Andere Aspekte wie die soziale Schicht, die Sexualität oder Drogenkonsum wurden nicht untersucht. In die Analyse selbst einbezogen wurden die Daten von rund 6.000 Menschen, bei denen zwischen 1995 und 2021 HIV diagnostiziert worden war, drei Viertel davon waren Männer. Jeder Person mit HIV wurden zehn Personen gleichen Alters und Geschlechts gegenübergestellt, bei denen keine HIV-Diagnose gestellt worden war.
Größte Gefahr direkt nach der Diagnose
Dabei stellte das Forschungsteam ebenso fest, dass in den ersten zwei Jahren nach der Diagnose Menschen mit HIV das größte Risiko für Depressionen und Suizid haben. In dieser Phase erhöht sich das Risiko im Bereich Depression um mehr als das Dreifache im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Nach zehn Jahren waren noch 3,9 Prozent der Menschen mit HIV und 1,8 Prozent der Menschen ohne HIV mindestens einmal wegen einer Depression in stationärer Behandlung.
Das Selbstmordrisiko war in den ersten zwei Jahren besonders dramatisch, die Rate war mehr als zehnmal so hoch wie bei Menschen in der Allgemeinbevölkerung. Nach dieser besonders gefährdeten Zeitspanne hatten Menschen mit HIV immer noch ein mehr als dreimal so hohes Suizidrisiko. Die absolute Zahl der Selbstmorde war indes glücklicherweise gering – nach zehn Jahren hatten 0,7 Prozent der Menschen mit HIV Selbstmord begangen, verglichen mit 0,2 Prozent der Menschen ohne HIV. Das erhöhte Risiko blieb allerdings auch während der 20-jährigen Nachbeobachtungszeit bestehen. Um zu versuchen, umweltbedingte und genetische Faktoren, die dieses Risiko beeinflussen könnten, zu berücksichtigen, sammelten die Forscher auch Daten über Geschwister. Schlussendlich zeigte sich, dass familiäre Faktoren hierbei keine große Rolle spielen.
Mehr Konzentration auf die Psyche von HIV-Positiven
„Unsere Ergebnisse verdeutlichen die schwerwiegenden Auswirkungen der HIV-Diagnose auf die psychische Gesundheit und zeigen, wie wichtig es ist, dass Ärzte in dieser Hochrisikogruppe auf Depressionssymptome achten. Die Betreuung von Menschen mit HIV, die sich traditionell auf ihre körperliche Gesundheit konzentriert, sollte mehr Gewicht auf ihre psychische Gesundheit legen“, so der Hauptautor Dr. Lars Omland von der Universität Kopenhagen abschließend.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de