Schwulenhass als Motiv? Vater des mutmaßlichen Schützen wettert gegen Schwule
Das Tatmotiv des nicht-binären Attentäters von Colorado Springs könnte Hass auf Homosexuelle sein – die Hinweise dazu verdichten sich immer mehr. Der 22-jährige Anderson Lee Aldrich wurden offensichtlich maßgeblich auch durch seinen Vater (48) Aaron Brink geprägt, der jetzt gegenüber dem Fernsehsender KFMB in San Diego erklärte, er sei erleichtert darüber, dass sein Sohn nicht schwul sei.
Homophober Vater fragte sich, ob sein Sohn schwul ist
Der erste Gedanke, der dem offensichtlich homophoben Vater nach Bekanntwerden der Tat in den Sinn kam, war die Frage, was sein Sohn in einer Schwulenbar wie dem Club Q zu suchen gehabt habe. Dass sein Sohn dort mutmaßlich fünf Menschen erschossen und viele weitere teils lebensgefährlich verletzt hat, scheint Brink zunächst nicht so dramatisch irritiert zu haben. „Die Verteidiger begannen, mir von dem Vorfall zu erzählen, einer Schießerei, an der mehrere Menschen beteiligt waren. Und dann habe ich herausgefunden, dass es sich um eine Schwulenbar handelt. Ich sagte zu mir selbst: 'Gott, ist er schwul?' Ich bekam Angst, 'Scheiße, ist er schwul?' Aber er ist nicht schwul, also sagte ich, 'Puh!'", so der Vater des mutmaßlichen Schützen.
„Mormonen sind nicht schwul!“
Brink, der bereits als Pornodarsteller, Sportkämpfer und Trainer für Kampfsportarten gearbeitet hat, bekräftigte im Interview weiter, dass er und seine Familie Mormonen sind, ein wichtiger Aspekt im Leben der ganzen Familie: „Wissen Sie, Mormonen sind nicht schwul. Wir sind nicht schwul. Es gibt keine Schwulen in der Mormonenkirche. Wir sind nicht schwul!" Ganz korrekt sind Brinks Ausführungen dabei nicht, zwar vertritt die mormonische Vereinigung, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, homophobe Glaubenssätze, hat aber selbst auch schwule Mitglieder, die für mehr Akzeptanz kämpfen. Zudem hat sich die Kirche jüngst auch für das geplante neue Bundesgesetz zum Schutz der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA ausgesprochen.
Zur Gewalt erzogen
Brink, der heute in San Diego lebt, entschuldigte sich im weiteren Interviewverlauf dann auch bei den Familien der Opfer und erklärte, er übernehme eine gewisse Verantwortung, weil er sein Kind für gewalttätiges Verhalten stets gelobt habe. "Es tut mir leid für Ihren Verlust. Das Leben ist so zerbrechlich, und es ist wertvoll. Die Leben dieser Menschen waren wertvoll. Wissen Sie, sie sind wertvoll. Wahrscheinlich sind es gute Menschen. Das ist nichts, weswegen man jemanden umbringt. Es tut mir leid, dass ich meinen Sohn im Stich gelassen habe", so der Vater des mutmaßlichen Schützen weiter.
Die Familie indes scheint insgesamt sehr zerrüttet zu sein, Aldrichs Mutter Laura hatte so ihrem Ex-Ehemann Brink sechs Monate vorgelogen, der Sohn sei tot, weil sie sich für seine Arbeit als Pornodarsteller sowie Schauspieler in der Reality-Serie “Intervention“ geschämt habe. Aldrichs Großvater ist zudem der homophobe und rechtsextreme kalifornische Abgeordneten Randy Voepel, ein Republikaner, der seine letzte Wiederwahl verloren hat. Voepel ist ein wichtiger Unterstützer von Ex-Präsident Donald Trump und verglich den Aufstand im US-Kapitol Anfang Januar 2021 mit der amerikanischen Revolution.
Aldrich selbst schweigt vor Gericht
Der 22-jährige Aldrich, der über seine Anwälte mitteilen ließ, dass er nicht-binär ist und mit den Pronomen they/them sowie dem Kürzel “Mx. A.“ angesprochen werden möchte, wurde gestern via Livestream vom Gefängnis aus ins Gericht übertragen. Zu den Taten selbst schweigt Aldrich beharrlich. Die Richterin des Paso County Court ordnete Untersuchungshaft an, eine Freilassung gegen Kaution wurde ausgeschlossen. Anfang Dezember ist die nächste Anhörung anberaumt, bei der vermutlich auch die finalen Anklagepunkte seitens der Staatsanwaltschaft bekanntgegeben werden sollen - nach Angaben der Behörden könnte die Anklage auf Mord und Verbrechen aus Hass lauten.
Aldrich soll am vergangenen Wochenende mit einem Sturmgewehr sowie einer Handfeuerwaffe den Nachtclub Q in Colorado Springs betreten und wahllos um sich geschossen haben. Der Club ist besonders bei Homosexuellen beliebt. Fünf Menschen im Alter von 22 bis 40 Jahren starben dabei, darunter auch die beiden Barkeeper des Clubs. Zwei Gäste des Nachtclubs überwältigten schließlich den Schützen und stoppten damit den Amoklauf. Aldrich wurde dabei selbst verletzt, weswegen er zunächst ins Krankenhaus gebracht worden war.