Direkt zum Inhalt
„Lesben-König und Schwulenförderer“
Rubrik

„Schwulenförderer“ Homophobe Angriffe nach neuem Regenbogen-Zebrastreifen

ms - 03.08.2023 - 14:00 Uhr

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sieht sich einem digitalen Shitstorm ausgesetzt – in den sozialen Medien wird das 42-jährige Stadtoberhaupt als „Lesben-König“ und „Schwulenförderer“ beschimpft. Warum? Hintergrund ist ein neuer Zebrastreifen in Regenbogenfarben am Nürnberger Königstor, der diese Woche in Betrieb genommen wurde.

Klares Zeichen für Toleranz

Seitdem steigern sich die Attacken auf König von Stunde zu Stunde. Eigentlich sollte die Aktion am Beginn der Königsstraße einfach ein Signal für die gelebte Vielfalt in der Stadt sein. „Dieses bunte Band ist ein Signal an die Bürgerschaft und die Gäste dieser Stadt, dass Nürnberg eine bunte und diverse Stadt ist. Und sie ist stolz darauf. Wir sind für Toleranz und gegen Ausgrenzung", so König bei der offiziellen Präsentation Anfang dieser Woche. Zudem wolle man mit dem Regenbogen-Zebrastreifen auch klar signalisieren, dass man zu der LGBTI*-Community stehe – deswegen soll die bunte Installation auch dauerhaft bleiben.

Abseits von München hat Nürnberg eine der größten LGBTI*-Szenen in Bayern. Seit fast zwei Wochen feiert die Stadt mit über eine halben Million Einwohner bereits die gut zweiwöchigen Pride Weeks, deren Höhepunkt, die Demonstration, am kommenden Samstag stattfinden soll.

Hohe Wachsamkeit nach homophoben Attacken

Wie anderenorts auch ist ebenso in Nürnberg die Polizei in Alarmbereitschaft, gerade wenn es im Vorfeld eines CSDs zu solchen homophoben Attacken kommt. Aktuell reißen die digitalen Angriffe dabei bis jetzt nicht ab, einige Kritiker fragten so beispielsweise auch nach, ob Nürnberg denn „keine anderen Probleme“ hätte. Man ertrage das alles nicht mehr, die Stadt sei jetzt auch in der „Berliner Tollerei“ angekommen. Andere schrieben kurz und bayerisch: „So a Schmarrn!“ Ebenso wurde kritisiert, dass die Stadt dafür Geld ausgegeben hat – die Kosten belaufen sich auf rund 5.000 Euro. 

Oberbürgermeister versteht Aufregung nicht

Gegen grundsätzliche Kritik hat König dabei nichts, wie er gegenüber der Bild-Zeitung erklärte: „Wenn jemand Schwierigkeiten damit hat, hat er eben Schwierigkeiten. Auch das kann eine tolerante Gesellschaft aushalten.“ Werden die Angriffe allerdings grenzüberschreitend oder beleidigend, werden die Beiträge online schnellstmöglich wieder gelöscht. „Diskussionen gern, Beleidigungen akzeptiere ich nicht“´, so König weiter. Bei strafrechtlich relevanten Kommentaren behalte er sich eine Anzeige vor.

Grundsätzlich allerdings versteht der Oberbürgermeister die ganze Aufregung nicht so richtig, wie er abschließend erklärt: „Selbst wenn man das Symbol von Vielfalt, Diversität, nicht gut findet, dann kann es einem doch im besten Fall einfach egal sein? Der Regenbogen steht für Vielfalt, für eine bunte (Stadt-) Gesellschaft, für viele ganz individuelle Menschen - so wie wir eben alle sind. Der Regenbogen kann doch auch einfach für die Liebe stehen. Und Liebe können wir doch alle viel besser brauchen als Hass, Hetze und Ablehnung.“

Auch Interessant

Kritik an queeren Verbänden

US-Vereine seien parteiisch und Amateure

Der erste schwule Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte Fred Karger kritisierte jetzt scharf queere US-Vereine: Zu parteiisch und amateurhaft!
Homophobie mit Konsequenzen

Urteil der Hoffnung in Uganda

Hoffnungsschimmer in Uganda: Das Oberste Gericht stellte jetzt klar, dass Folterungen von Schwulen Konsequenzen nach sich ziehen, auch für Polizisten.
HIV und Organtransplantationen

USA lockern bisherige Richtlinien

Eine Organspende von Niere und Leber zwischen Menschen mit HIV ist in den USA jetzt ohne Einschränkungen erlaubt - ein Meilenstein in der US-Medizin.
Earl Holliman ist tot

Schauspieler stirbt mit 96 Jahren

Der schwule Hollywood-Schauspieler Earl Holliman starb im Alter von 96 Jahren. Sein Ehemann nahm mit rührenden Worten jetzt von ihm Abschied.
Unterlassene Hilfeleistung?

Todesfall Nikolas Häckel

Ermittlungen nach dem Tod des schwulen Sylter Ex-Bürgermeisters Nikolas Häckel: Staatsanwaltschaft prüft mögliche unterlassene Hilfeleistung.
Outing im US-College-Football

Ein langer Weg zum eigenen Ich

Coming-Out im US-College-Football. Der gehypte Ex-Jungstar Jake Eldridge spricht erstmals über seinen Weg zum Coming-Out und sein neues Leben.
Erster schwuler Kandidat

Novum in Rumänien

Einzigartige Premiere: Erstmals tritt am kommenden Sonntag ein offen schwuler Mann bei den Parlamentswahlen in Rumänien an.