Schwule Teenager in Australien Mehr als jeder zehnte Schüler in Australien ist homosexuell – es mangelt dabei an adäquater Gesundheitsversorgung
Rund jeder zehnte High-School-Schüler in Australien ist schwul oder bisexuell – zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine neue Studie aus Down Under. Befragt wurden über einen Zeitraum von drei Jahren rund 6.400 Schüler der Jahrgangsstufe 8, also im Alter zwischen 14 und 16 Jahren.
12 Prozent sind nicht heterosexuell
Konkret gaben 12 Prozent der Jugendlichen an, schwul oder bisexuell zu sein, in seltenen Fällen auch pansexuell oder asexuell. Die Ergebnisse, so die Autoren der Studie, unterstreichen den „dringenden Bedarf“ an Unterstützungsdiensten in Schulen und Gesundheitseinrichtungen, um das erhöhte Risiko von Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt zu mindern.
„Wir brauchen eine Kindergesundheitspolitik, die verschiedene Geschlechtsidentitäten und unterschiedliche Sexualitäten von klein auf einbezieht und unterstützt. Schulen und Gesundheitseinrichtungen müssen vor allem für sehr junge Heranwachsende sichere Räume sein“, so die Hauptautorin der Studie, Dr. Jennifer Marino, leitende Wissenschaftlerin an der Universität Sydney.
Diskriminierung und Stigmatisierung
Überdies betonte Marino, dass die Ergebnisse weitere Forschungen rechtfertigen: „Wir wissen seit langem, dass homosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene ein erhöhtes Risiko für verschiedene psychische Probleme haben im Vergleich zu ihren gleichgeschlechtlichen, heterosexuellen Altersgenossen. Alles deutet darauf hin, dass der Stress der Minderheiten der Hauptgrund dafür ist – Diskriminierung und Stigmatisierung, die sich auf die Gesundheit und das soziale Ansehen auswirken.“
Die Kernaussage wurde bereits auch 2023 bei der letzten Nationalen Studie über die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Australier bestätigt: Demnach zeigte sich, dass 58,7 Prozent der Menschen, die sich als nicht-heterosexuell identifizieren, im vergangenen Jahr eine psychische Störung hatten. Bei den heterosexuellen Befragten lag diese Zahl gerade einmal bei 19,9 Prozent, also etwa einem Drittel.
Fehlende Kompetenz für homosexuelle Schüler
Marino betont überdies, dass die jüngsten Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass die meisten Jugendlichen bereits in jungen Jahren eine Ahnung davon haben, dass sie homosexuell sind. Unter jungen Teenagern scheint sich dabei auch international die Quote von schwulen und bisexuellen Jugendlichen bei rund 12 Prozent einzupendeln, wie laut der Wissenschaftlerin ausländische Studien nahelegen.
Die Wichtigkeit der australischen Studie betonte unlängst auch Dr. Jonathan Hallett, leitender Dozent für Gesundheitsförderung an der Curtin University: „Diese Studien sind wichtig, um angemessene Mittel für die Gesundheitsversorgung von LGBTI* Menschen bereitzustellen. Wir messen, worauf es ankommt – zuvor waren unsere Communitys in so vielen australischen Daten schlicht unsichtbar. Es gibt nach wie vor erhebliche gesundheitliche Ungleichheiten, die LGBTI*-Personen in einem breiten Spektrum von Gesundheitsergebnissen betreffen, und dies wird nach wie vor mit Erfahrungen von Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung in Verbindung gebracht. Die Forschung hat gezeigt, dass es den Leistungserbringern im Gesundheitswesen an kultureller Kompetenz mangelt und dass heteronormative Annahmen im australischen Gesundheitswesen Barrieren für den Zugang schaffen.“