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Die bisher größte Studie zeigt klar: Homosexualität ist keine „Entscheidung“

Schwul durch den älteren Bruder? Die bisher größte Studie zeigt klar: Homosexualität ist keine „Entscheidung“

ms - 25.01.2022 - 15:30 Uhr
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Eine neue australische Studie hat die bisher stärksten Belege dafür gefunden, warum Männer und Frauen homosexuell werden. Bereits seit den 1990er Jahren gab es erste Studien, die immer wieder die These ins Gespräch brachten, dass die Wahrscheinlichkeit der eigenen Homosexualität steigt, je mehr ältere Brüder man hat. Bekannt geworden ist diese These als Fraternal-Birth-Order-Effekt (FBOE). Der FBOE wurde in verschiedenen Kulturen und Ethnien festgestellt.

Die neue Studie untermauert nun erstmals in einer einzigartigen Bandbreite diese These. Dabei wurden die Daten von neun Millionen Menschen aus den Niederlanden untersucht. Frühere Studien wiesen teilweise methodische Probleme auf oder hatten zu wenig Teilnehmer, weswegen diese großangelegte Untersuchung in Angriff genommen worden war. Die Studie wurde in diesen Tagen im Journal of Sex Research offiziell vorgestellt. Die Forscher analysierten unterschiedliche Familienformen, dabei stellte sich klar heraus, dass Männer mit mehreren älteren Brüdern durchwegs eher homosexuell werden. Bereits bei einem älteren Bruder steige die Wahrscheinlichkeit um 12 Prozent, bei drei älteren Brüdern ist es zu 41 Prozent wahrscheinlicher, homosexuell zu werden. Eine Theorie zur Erklärung dieses Effekts ist, dass jede Schwangerschaft mit einem männlichen Fötus die Empfindlichkeit der schwangeren Frau für bestimmte Antigene erhöht, die an der sexuellen Differenzierung beteiligt sind. Die Mutter entwickelt dann Antikörper gegen ein, mit dem Y-Chromosom verknüpftes Protein, das für die Entwicklung des männlichen Gehirns zuständig ist. So sollen sich die Gehirnstrukturen verändern, die für die sexuelle Orientierung verantwortlich sind. 

© DisobeyArt
© DisobeyArt

Gegenüber dem Magazin The Conversation betonten die drei Forscher Christine Ablaza, Jan Kabátek und Francisco Perales:  "Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit Ansichten, die die sexuelle Orientierung als angeborenes Merkmal und als Spiegelbild des wahren Selbst einer Person hervorheben, und nicht als Produkt von 'Lebensstilentscheidungen' oder 'Modetrends', wie manche immer noch meinen!"

Die drei Fachleute hoffen, dass die neue Studie dazu beiträgt, die Stigmatisierung von queeren Menschen weltweit weiter abzubauen. Die Forschung wurde teilweise vom Australian Research Council Centre of Excellence for Children and Families over the Life Course und dem Australian Research Council Discovery Early Career Researcher Award finanziert.

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