Schwul, alt, arm? Jeder vierte Rentner lebt von weniger als 1.000 Euro im Monat
Mit Sorge blicken viele Deutsche in diesen Tagen auf ihre Nebenkosten- und Stromrechnungen und hoffen auf politische Hilfestellungen wie eine Gaspreisbremse. Besonders betroffen davon sind Menschen mit geringem Einkommen und Rentner, auch und gerade schwule, lesbische und bisexuelle Senioren, die in vielen Fällen aufgrund von Vorverurteilungen und Stigmatisierungen in den letzten Jahrzehnten in der Gesellschaft während ihres Arbeitslebens keine klassische oder sorgenfreie Karriere gestalten konnten und so auch schwer für eine ausreichend hohe Rente sorgen konnten. Rund 1,4 Millionen Homo- und Bisexuelle beziehen aktuell eine Rente (Studie LGBT Global Survey), mehr als jeder zehnte von ihnen (12,9 %) ist noch immer zusätzlich erwerbstätig, um seine finanzielle Situation aufzubessern.
Die neusten Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen dabei ein weiteres Problem, das zuletzt an Dramatik noch zugelegt hat: Rund 400.000 homo- und bisexuelle Menschen haben inzwischen ein monatliches Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro, deutschlandweit mit Blick auf alle Senioren sind es insgesamt rund 4,9 Millionen Rentner. Einer von vier Senioren (27,8 %) im Alter ist davon aktuell betroffen, so das Statistische Bundesamt weiter. Das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung soll Rentner mit einer einmaligen Energiepreispauschale unterstützen – ob das ausreicht, ist mehr als fraglich. Im Fokus sind vor allem diejenigen mit geringeren Einkommen. Mit Blick auf Homosexuelle ist die Armut dabei noch einmal ein Stück weit stärker bei lesbischen Rentnerinnen denn bei schwulen Männern ausgeprägt. Erklärungsversuche zielen darauf ab, dass nebst der bis heute oftmals noch schlechteren Bezahlung von Frauen im Vergleich zu Männern zudem auch viele lesbische Frauen vermehrt in sozialen Ehrenämtern wie beispielsweise HIV-Hospizen engagiert waren, ohne dabei ein Einkommen und somit Rentenansprüche zu erzielen. Generell werden homosexuelle Arbeitnehmer bis heute aber auch oftmals schlechter bezahlt als heterosexuelle Menschen, wobei es hier vermehrt schwule Männer trifft. Je nach Studie kann ein Gehalt in Deutschland für einen Schwulen bis zu 20 Prozent niedriger ausfallen – auch das wirkt sich bis heute auf die Rentenansprüche im Alter aus.