Direkt zum Inhalt
Schweiz ohne Genderstern

Schweiz ohne Genderstern Offizielle Texte der Regierung bleiben genderfrei

ms - 16.09.2022 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Der Schweizer Bundesrat hat jetzt auf erneute Nachfrage bekräftigt, dass es bei einem Verbot der Gendersprache bleibt – dazu gehören neben dem Genderstern auch das Binnen-I oder der Doppelpunkt mittig in einem Wort. Die Bundeskanzlei erklärte dabei zudem, dass sie an der bereits im letzten Jahr erstmals beschlossenen Vorgehensweise festhalten wolle, denn es habe sich aus sprachlichen, sprachpolitischen und rechtlichen Gründen nichts geändert. Die Politikerin und SP-Nationalrätin Céline Widmer aus Zürich hatte zuvor gefordert, dass das Verbot gekippt werden müsse. Diesem Ansinnen hat der Bundesrat nun eine klare Absage erteilt – und stärkt damit auch die Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft.

Ähnlich wie in Deutschland lehnen auch in der Schweiz je nach Umfrage im Durchschnitt zwischen 70 und 80 Prozent der Bevölkerung die Gendersprache ab. Der Bundesrat hielt in seiner erneuten Absage zudem fest, dass er zwar das grundsätzliche Anliegen sehe, eine Sprache zu verwenden, die möglichst alle Menschen anspreche und niemanden diskriminiere, doch bleibe es dabei, dass in allen Texten und Webseiten der Schweizer Regierung der Genderstern auch weiterhin nicht zum Einsatz kommen wird. In ihrer Erklärung hält die Regierung zudem fest: „Der Bundesrat hält diese noch stark experimentellen Schreibweisen für nicht geeignet, das Anliegen einer inklusiven Sprache in den Texten des Bundes umzusetzen.“ Vielmehr sei die Verwendung der Gendersprache ein Ausdruck einer bestimmten gesellschaftspolitischen Haltung, die der Bund als neutrale Stelle nicht einnehmen will. Bereits bei der ersten Stellungnahme in dieser Angelegenheit im vergangenen Jahr hatte auch die Schweizer Justizministerin Karin Keller-Sutter erklärt: „Dem Genderstern kann ich nichts abgewinnen. Das ist aus meiner Sicht eine Verhunzung der Sprache.“

Ein Schweizer Politiker kommentierte die aktuelle Sachlage mit einem Lächeln und meinte, dass eine diskriminierungsfreie Sprache für alle Menschen gleich welcher Sexualität oder geschlechtlichen Identität bereits vorhanden sei, insofern man ein Grundverständnis der Sprache besitze und intellektuell über die Fähigkeit verfüge, den Unterschied zwischen Genus und Sexus wahrzunehmen. Befürworter der Gender-Sprache sehen in der Nutzung des Gendersterns eine Einbindung auch von nicht-binären Menschen, Gegner hingehen erkennen darin eine Fokussierung und Hervorhebung der Sexualität, die im Spannungsfeld zwischen Genus und Sexus nicht nur sinnlos und willkürlich sei, sondern auch zumeist politisch besetzt ist. So spreche man selbst bei den Befürwortern beispielsweise zwar gerne von den Ärzt:innen, selten jedoch von den Mörder:innen oder Vergewaltiger:innen. SP-Nationalrätin Widmer erklärte, dass sie keine weiteren Schritte angehen wolle, für sie sei die Sache vorläufig erledigt.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.