Schottland und Wales mit Revolution Großbritannien abermals Schlusslicht bei LGBTI*
Es wäre nichts weniger als eine Revolution, die eine Signalwirkung an alle christlichen Glaubensgemeinschaften weltweit hätte – sowohl die schottische wie auch die Kirche von Wales planen, gleichgeschlechtliche Ehen auch religiös zu legalisieren, sodass künftig homosexuelle Paaren auch eine kirchliche Trauung offenstehen würde.
Angesichts der bis heute in Deutschland noch immer zaghaften Annährung der römisch-katholischen Kirche an die LGBTI*-Community, in der die Diskussion um eine einfache Segnung bis heute eine hitzige Debatte innerhalb der Kirchenvertreter auslöst, ist dies ein Paukenschlag innerhalb Europas.
Im Vorfeld der Generalversammlung der schottischen Kirche Ende Mai in Edinburgh, hat eine interne Studie aufgezeigt, dass eine Mehrheit der Kirchenvertreter in Schottland für die Legalisierung der religiösen gleichgeschlechtlichen Ehe ist. Von den 42 Kirchengemeinden haben sich 29 dafür ausgesprochen. Bei der Generalversammlung soll nun darüber entschieden werden, ob das Kirchenrecht geändert und die Ehe für homosexuelle Paare hoch offiziell geöffnet werden soll. Bei einem positiven Bescheid würde es den jeweiligen Priestern freigestellt sein, gleichgeschlechtliche Trauungen durchzuführen – eine Verpflichtung wird es nicht geben.
Untermauert werden diese Schritte auch von dem Wunsch der Mehrheit der gläubigen Anglikaner im Vereinigten Königreich, die gleichgeschlechtliche Trauung zu legalisieren. Anfang 2022 hatten sich in einer Umfrage der Ozanne Foundation 55 Prozent dafür ausgesprochen. Davon angespornt, könnte auch Wales als nächstes diesen mutigen Schritt wagen.
Der neue Erzbischof Andrew John zeigte sich sehr offen für die Idee, binnen der nächsten fünf Jahre auch in Wales die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben. Bereits 2021 hatte die Kirche ein neues Gesetz verabschiedet, das es homosexuellen Paaren ermöglicht, sich segnen zu lassen. Das Gesetz wurde mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen – ein Votum, das den Erzbischof laut Eigenaussage sehr ermutigt: "Auch wenn es nicht einstimmig war, so hat es doch gezeigt, dass die Kirche in Wales in dieser Frage eine gemeinsame Meinung hat", so Hochwürden gegenüber der BBC.
Um im Vorfeld bereits Ärger, Ängsten und Sorgen aktiv entgegenzutreten, plant der Erzbischof jetzt umfassende Debatten, damit das Thema auch gesamtgesellschaftlich willkommen geheißen wird. Wenn beide Kirchen die gleichgeschlechtliche Ehe umsetzen werden, ist Großbritannien abermals Schlusslicht im Vereinigten Königreich mit Bezug auf die LGBTI*-Community. Unlängst kündigten sowohl Wales wie auch Schottland bereits beim Verbot von Konversionstherapien ein eigenes, allumfassendes Gesetz an, das im Gegensatz zu Großbritannien auch trans-Personen mit unter den Schutz stellt.
Die Kirche von England veröffentlichte zwar 2020 bereits eine Studie zum Thema LGBTI*, Sexualität und Ehe, unternahm aber daraufhin keine weiteren Schritte. Bis heute führt die Kirche von England keine gleichgeschlechtlichen Trauungen durch und segnet auch keine homosexuellen Lebenspartnerschaften. Eine Vorreiterrolle nahm übrigens im Vereinigten Königreich die schottische Episkopalkirche ein, die 2017 bereits die kirchliche Trauung homosexueller Paare erlaubte.