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Schlafprobleme bei Schwulen

Schlafprobleme bei Schwulen Mobbing und Diskriminierung verstärken die Probleme!

ms - 13.04.2023 - 11:00 Uhr
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Schwule Jugendliche haben mehr als doppelt so häufig Schlafprobleme als gleichaltrige Heterosexuelle – zu diesem Schluss kommt eine neue US-Studie, veröffentlicht von einem internationalen Forscherteam in der Fachzeitschrift National Library of Medicine. Mehr als jeder dritte homosexuelle Jugendliche hat demnach massive Probleme beim Ein- oder Durchschlafen.

Rund 35 % der schwulen Jugendlichen schlafen schlecht

Die Forscher analysierten die Daten von mehr als 8.500 minderjährigen Menschen aus der Adolescent Brain Cognitive Development Studie (2018-2020). Sie fanden heraus, dass 35,1 Prozent der Jugendlichen, die sich als schwul, lesbisch oder bisexuell identifizieren, in den letzten Wochen Probleme beim Einschlafen oder Durchschlafen hatten, verglichen mit gerade einmal 13,5 Prozent der Jugendlichen, die sich als heterosexuell definieren. Darüber hinaus berichteten rund 31 Prozent der homosexuellen Jugendlichen, dass sie auch Probleme haben, eine Nacht durchzuschlafen.

Mobbing, Diskriminierung und Unverständnis zu Hause

„Schlaf ist unglaublich wichtig für die Gesundheit eines Teenagers. Es gibt Wachstumsschübe und hormonelle Veränderungen, die eine normale Entwicklung fördern“, so der Hauptautor der Studie, Jason M. Nagata, Professor für Pädiatrie an der University of California in San Francisco. Viele Kinder und Jugendliche bekommen von vornherein keinen richtig guten Schlaf, bei homosexuellen Jugendlichen wird das Problem allerdings durch Mobbing und Diskriminierungserfahrungen in der Schule oder durch diesbezügliche Konflikte zu Hause noch einmal verstärkt, so Nagata weiter. Das führe zu psychischen Problemen, die ebenso ein Durchschlafen immer öfter verhindern.

Mehr Probleme in der Schule für junge Schwule

„Es ist wahrscheinlich, dass sich das eine vom anderen ernährt - schlechter Schlaf verschlimmert psychische Probleme und psychische Probleme verschlimmern den Schlaf“, bestätigt auch Dr. Matthew Hirschtritt, ein namhafter US-Psychiater gegenüber NBC News. Jugendliche, die zu wenig Schlaf bekommen, haben möglicherweise dann auch Schwierigkeiten, Schularbeiten zu erledigen und andere akademische Herausforderungen zu bewältigen, so Hirschtritt weiter, was „einige der schulischen Probleme, mit denen LGBT-Jugendliche ohnehin schon konfrontiert sind, noch verschärfen kann.“

Unbeständige Zeit für Jugendliche

Die aktuellen Ergebnisse decken sich mit früheren Untersuchungen, die ebenso nahelegten, dass minderjährige und junge homosexuelle Erwachsene vermehrt mit Schlafstörungen zu kämpfen haben. „Dies ist eine so unbeständige Zeit, sowohl körperlich als auch geistig. Jugendliche reagieren besonders empfindlich auf die Meinung ihrer Altersgenossen, sodass es sich um eine Risikogruppe für psychische Probleme und Selbstmord handelt“, so Forschungsleiter Nagata weiter.

Fatale Wechselwirkung mit Drogen

Auch hier könne eine fatale Wechselwirkung einsetzen, wenn homosexuelle Jugendliche beispielsweise dann statistisch gesehen häufiger zu Drogen greifen als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Auch jene illegalen Substanzen begünstigten nach Aussagen des Fachmanns dann erneut Schlafstörungen und veränderten die Schlafzyklen insgesamt. Dazu kommt laut Nagata, dass separate Untersuchungen ebenso aufzeigten, dass schwule Jugendliche im Durchschnitt fast vier Stunden pro Tag mehr Zeit vor einem Bildschirm verbringen als heterosexuelle Gleichaltrige – auch das habe Einfluss auf den Schlaf.  

Auswege aus der Schlaflosigkeit

Der Experte rät homosexuellen Teenagern daher dazu, einen festen Schlafrhythmus zu entwickeln, für eine angenehme Schlafumgebung zu sorgen und den Kontakt mit elektronischen Geräten und sozialen Medien vor dem Schlafengehen zu begrenzen.

Und Mitautor Kyle T. Ganson, Professor an der Factor-Inwentash-Fakultät für Sozialarbeit der Universität Toronto, bekräftigt, dass auch Eltern aktiv die Lage für junge Homosexuelle verbessern können, indem sie sich aktiv am Leben ihrer Kinder beteiligen, Interesse bekunden und sie unterstützen. „Die Entwicklung der Heranwachsenden ist angesichts des sozialen Drucks und der körperlichen, psychologischen und emotionalen Veränderungen, die dabei auftreten, für viele eine schwierige Zeit. Diesen Prozess zu verstehen und ihn zu unterstützen, ist entscheidend für positive gesundheitliche Ergebnisse.“

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