Rückschritt bei HIV? Warnung aus der Schweiz vor internationalem Sparkurs
Im Jahr 2021 definierten die Vereinten Nationen das klare Ziel der Mitgliedsstaaten, die Aids-Epidemie bis 2030 zu beenden. Ob das in den verbleibenden fünf Jahren in Deutschland tatsächlich funktioniert, wird vielerorts inzwischen stark bezweifelt – nun mehren sich auch in der Schweiz die Bedenken. Nach den neusten Zwischenergebnissen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) hinken die Eidgenossen ebenso hinterher.
Etappenziele nicht ganz erreicht
Das Etappenziel sah die sogenannte 95-95-95-Formel vor, bedeutet: 95 Prozent der Menschen mit HIV kennen ihren Status, erhalten eine antiretrovirale Therapie und haben eine Viruslast unter der Nachweisgrenze. In der Realität reißen aktuell sowohl Deutschland wie die Schweiz in einem Aspekt das Zwischenziel. Positiv ist: In beiden Ländern ist der Großteil der Menschen mit HIV zwar in Behandlung (Deutschland 96 Prozent, Schweiz 98 Prozent) und die Therapie schlägt auch bei fast allen positiv an; sowohl in Deutschland wie in der Schweiz ist bei 96 Prozent der HIV-Patienten das Virus unterhalb der Nachweisgrenze.
Doch ein Problem bleibt: Noch zu viele Menschen wissen nichts von ihrer HIV-Diagnose. In Deutschland betrifft das aktuell laut Robert Koch-Institut rund 11.000 Menschen, nur knapp 90 Prozent der Betroffenen sind bereits informiert. In der Schweiz wissen nur 93 Prozent von ihrem positiven HIV-Status.
Rotstift bei den Finanzen
Beide Länder haben zudem mit einem weiteren Problem zu kämpfen – immer wieder werden finanzielle Mittel zur Prävention auf Länder- sowie auch auf nationaler Ebene gekürzt. Ähnlich die Problematik global. Der Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz, Andreas Lehner, warnte daher jetzt eindringlich davor, dass ohne entschlossene Finanzierung und weiteren Investitionen das Ziel vielerorts verfehlt werde. In der Schweiz wurden dabei sowohl die Gelder für die STI-Präventionsarbeit wie auch die Beiträge für UNAIDS gekürzt und teilweise ganz gestrichen. Wer heute spare, der zahle morgen doppelt, sowohl menschlich wie auch finanziell, betonte Lehner weiter. Das zeigt sich auch mit Blick auf andere Geschlechtskrankheiten – in der Schweiz sind ähnlich wie in Deutschland die Fälle angestiegen oder stagnieren bestenfalls auf hohem Niveau. Die Krise hat inzwischen weite Teile Europas erreicht.