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Das Ende eines Selbstbetrugs – AFD in der Kritik //© IMAGO / Political-Moments

Rassismus und Hass gegenüber LGBTI* Recherche enthüllt erneut radikales Gedankengut

ms - 20.05.2022 - 11:45 Uhr
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Kommentar

Können wir bitte damit aufhören. Jetzt. Heute. Einmal mehr ist die AfD in die Schlagzeilen geraten, weil exklusive Recherchen von NDR und WDR enthüllten, was für ein desaströses Weltbild weite Teile der Partei haben. Radikal, rassistisch, menschen- und vor allem queerfeindlich. Können wir also damit aufhören, diese Fakten weiter zu bestreiten, wie das auch innerhalb der Community noch immer ab und an getan wird?  

 

Das Rechercheteam des NDR und des WDR werteten mehr als 40.000 interne Chat-Nachrichten aus, die ihnen von einem Whistleblower zugespielt worden waren. Alle Nachrichten stammen aus einer internen, streng vertraulichen Chatgruppe der AfD-Bundestagsfraktion, mindestens 76 der 92 Abgeordneten schrieben regelmäßig darin.

Die Auswertungen belegen, was eigentlich schon längst bekannt ist. Da wird vom “Unrechtsstaat Deutschland“ geschrieben, einmal mehr die Ex-Bundeskanzlerin als “Volksverräterin“ tituliert, der homosexuelle CDU-Politiker Jens Spahn verunglimpft und festgestellt: „Bei Spahn hätte die Bundeswehr wieder auf Hinterlader umgestellt.“ Der ebenso homosexuelle SPD-Politiker Johannes Kahrs wird direkt als “radikal böse Afteröffnung“ beschrieben.

 

Die Frage, die sich nun stellt, ist: Können wir bitte damit aufhören, die AfD als Partei zu erklären, die nicht homophob sei? Und das oftmals nur, weil ihre stellvertretende Bundessprecherin eine lesbische Frau ist?

Weidel selbst reagierte übrigens äußerst schmallippig auf den jüngsten Skandal und meinte nur sinngemäß, sie chatte sowieso nicht gerne und natürlich seien alle Äußerungen inakzeptabel. Wie viel Selbsthass muss eine Person mit Blick auf die eigene Homosexualität in sich vereinen, wenn der Großteil der eigenen Kollegen im Bundestag munter und fröhlich Schwule und Lesben verbal erniedrigt und in den Dreck zieht, und man trotzdem weiter erklären will, dass die Partei ein “Garant für die Rechte von Homosexuellen“ sei? Wie ist es dieser Frau möglich, bei den nächsten Wahlen abermals auf ein Rednerpult zu gehen und uns zu erklären, die AfD sei eine Partei auch für Homosexuelle?

 

Es ist nicht das erste Mal, dass die AfD mit homophoben Sprüchen aufgefallen ist.Immer wieder wurden Statements einzelner Abgeordneter laut, die eine tiefe Verachtung von LGBTI*-Menschen offenbarte. Oder wie schreibt es AfD-Politikerin Joana Cotar so schön in einer Chat-Nachricht: „Die Wähler haben keine Ahnung, was sie erwartet, wenn sie AfD wählen.“

Doch, haben wir eigentlich. Wir wissen, dass queere und homosexuelle Menschen weder Freiheit noch Rechte noch Akzeptanz von dieser Partei zu erwarten haben. Die jüngsten Enthüllungen belegen zudem eins: Es sind nicht einzelne Mitglieder, die irgendwie “aus der Reihe tanzen“ oder “über das Ziel hinausschießen“, wie uns dass die Parteiführung immer wieder kundtut, sobald ein Statement zu homophob, zu menschenverachtend oder zu rassistisch ist. Nein, der allergrößte Teil dieser Partei ist strukturell menschenverachtend.

Der allergrößte Teil dieser Partei lehnt queere und homosexuelle Menschen ab und will sie bekämpfen. Punkt. Das müssen wir endlich ehrlich sagen, sodass es für jeden queeren Menschen unmöglich sein sollte, irgendwann noch einmal dieser Partei seine Stimme zu geben oder sich für diese Partei zu engagieren. Und wer weiß, vielleicht versteht ja sogar Alice Weidel irgendwann, dass der Großteil ihrer Parteifreunde ihre Homosexualität als abartig und radikal böse definiert. Oder will sie weiter das Feigenblatt der Partei bleiben? 

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