Queere Namensspiele in Berlin Wie die CDU in Schöneberg die wirklich wichtigen Probleme anpackt
Ein Kommentar von Michael Schmucker
Endlich! Endlich ist es soweit! Die Berliner CDU befasst sich mit den dringenden Themen der LGBTI*-Community, die seit Jahren brach liegen und auch gerne von der linken Vorgänger-Regierung weitestgehend ignoriert wurden. Massiv steigende Fälle auf Hasskriminalität in der Regenbogenhauptstadt, neuartige No-Go-Areas gerade für LGBTI*-Menschen oder auch die extreme Wohnungsnot, von der gerade auch sozial schwache Homosexuelle betroffen sind.
Haltestelle Regenbogenkiez
Bitte? Oh! Nein. Doch nicht ganz. Zunächst nimmt sich die CDU, konkret die CDU Tempelhof-Schöneberg, eines mindestens genauso brenzlichen Themas an: In der Bezirksverordnetenversammlung beantragte sie jetzt, dass die U-Bahn-Station Nollendorfplatz, das Herz des schwul-lesbischen Kiezes, den Zusatz „Regenbogenkiez“ erhalten soll. Das soll dann für alle U-Bahn-Linien und Busse Gültigkeit haben, insofern final die Berliner Verkehrsbetriebe dem zustimmen.
Die Idee stammt dabei ursprünglich von der Bezirksgruppe der Lesben und Schwulen in der Union (LSU). Begründet wird das Vorhaben so: „Wir sind stolz auf die queere Tradition unseres Bezirkes und die weltweite Bekanntheit des Regenbogen-Kiezes am Nollendorfplatz, der für Akzeptanz, Anerkennung, Toleranz, Weltoffenheit und gelebte Normalität in einer Stadt der Vielfalt steht.“
Gelebte Anerkennung und Akzeptanz? Man muss kurz schlucken und möchte dann nachfragen, ob die Verfasser dieser Zeilen auch mal im Nollendorfkiez unterwegs sind, wenn es dunkel geworden ist? Die Sicherheit auch direkt im schwul-lesbischen Viertel hat nicht nur gefühlt massiv abgenommen, auch die Fallzahlen sprechen eine deutliche Sprache. By the way, ein wesentlicher Grund für den Wahlsieg der CDU im vergangenen Jahr in Berlin.
Voller Einsatz gegen Hassgewalt
Mit der Umbenennung wolle man dann übrigens auch noch die queere Geschichte des Stadtteils angemessen würdigen, immerhin sei der Kiez doch auch eine der „größten touristischen Magnete für queere Menschen weltweit.“ Zumindest tagsüber – und das auch nur noch verstärkt in Gruppen und nicht alleine.
Schlussendlich will die Stadtteil-CDU den neuen Namen auch als Zeichen von „Vielfalt und Akzeptanz“ in einer „Zeit der Hassgewalt“ gegenüber LGBTI*-Menschen verstanden wissen. So schön. Wenn die Tage also erneut ein LGBTI*-Mensch in Schöneberg angegriffen wird, kann er mit blutiger Nase den Polizisten dann wenigstens anschließend freudestrahlend erklären: Es geschah im Regenbogenkiez. Bei so viel gelebter Vielfalt wird einem ganz warm ums Herz, oder? Mehr Einsatz kann man jetzt wirklich nicht erwarten.