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Proteste in der Schweiz
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Proteste in der Schweiz Lässt sich das Schweizer Schulsystem von stark religiösen Eltern in die Knie zwingen?

ms - 30.04.2024 - 12:00 Uhr

Der Fall eines gekündigten schwulen Lehrers in der Schweiz schlägt immer höhere Wellen – hunderte Menschen demonstrierten jetzt für die Rechte des Pädagogen.

Jobverlust nach Sexualkundeunterricht

Was war bisher geschehen? Ein homosexueller Lehrer einer fünften Klasse in der Gemeinde Pfäffikon im Kanton Zürich hatte nach einigem Hin und Her seinen Job verloren. Die Schulleitung sah die „Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ nicht mehr erfüllt. Stein des Anstoßes war der obligatorische Sexualkundeunterricht. Mehrere stark freikirchlich-konservative sowie vor allem auch muslimische Eltern liefen dagegen Sturm, zettelten einen Psychokrieg an und verbreiteten nachweislich Lügen über den Lehrer. 

Der Großteil der anderen Eltern, die Kollegen an der Schule sowie auch der Lehrerverband ZLV sprachen indes von einem klaren Fall von Homophobie und verteidigten den Pädagogen. Schlussendlich erlitt der Lehrer trotzdem einen Nervenzusammenbruch und nahm sich eine Auszeit – die Schulleitung nutzte diese, um dem Lehrer zu kündigen. 

Verurteilung der Diskriminierung

Der Fall wird inzwischen immer mehr zu einem landesweiten Politikum. Die LGBTI*-Organisation Pink Cross sprach von einem „Armutszeugnis“, der Fraktionspräsident der Grünen im Züricher Kantonsparlament Thomas Forrer erklärte: „Seit wann muss man Verständnis aufbringen für diejenigen, die einen herabsetzen? Gahts no?“. 

Und die Züricher Bildungsdirektorin Silvia Steiner bekräftigte: „Der Fall in Pfäffikon ist nicht gut gelaufen.“ Roger Klos (SVP), der Vizepräsident der Schulpflege, sagte außerdem gegenüber der NZZ: „Es hat Druckversuche und ungebührliche Diskriminierungsversuche durch Eltern gegeben. Das verurteilen wir aufs Schärfste. Wir stellen uns klar gegen die versuchte Einflussnahme auf den Unterrichtsinhalt in der Sexualkunde. Dieser ist durch den Lehrplan 21 vorgegeben. Auch die Homophobie verurteilen wir.“

Kündigungsgrund bleibt im Unklaren

Allerdings erklärte Klos auch, dass der Lehrer nicht wegen seiner sexuellen Orientierung entlassen worden sei: „Wir können klar sagen, dass das nicht so war. Es hat keine Diskriminierung stattgefunden.“ Die Gründe für das Ende des Arbeitsverhältnisses seien „vielschichtig“, unter anderem gehe es dabei um die „fehlende Dialogbereitschaft“ des Lehrers. 

Das überrascht insofern, weil der Schulpräsident  Hanspeter Hugentobler noch nach Bekanntwerden des Falls die Dialogbereitschaft des Lehrers in höchsten Tönen lobte und erklärt hatte: „Wir bedauern es, einen engagierten Lehrer verloren zu haben.“ Was letztendlich stimmt, bleibt also offen. 

Christian Hugi vom Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) kritisierte gegenüber der NZZ derweil das Verhalten der Schule, die anfangs noch zu ihrem Pädagogen gehalten hatte, ihn aber schlussendlich dann doch fallen ließ: „Ich erwarte in einem solchen Fall, dass die Schule sich klar und konsistent vor den Lehrer stellt. Das hat sie hier nicht getan.“ Der ZLV kündigte eine Aufarbeitung an. 

We’re here, we’re queer!

Über 300 Menschen indes wollten solange nicht warten und machten ihrem Unmut am vergangenen Wochenende Luft: Sie versammelten sich in Pfäffikon und zogen mit Regenbogenfahnen vom Bahnhof zum Schulhaus Obermatt, um gegen die offene Homophobie zu protestieren. Auf den Schildern und Bannern war zu lesen: „Für ein queeres Hinterland“. Dazu riefen sie laut: „We’re here, we’re queer, we won’t disappear!“ Zum Protest aufgerufen hatten die Jungen Grünen und die Jusos. 

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