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Kündigung wegen Homosexualität

Kündigung wegen Homosexualität Streng religiöse Eltern erzwingen Rauswurf von Züricher Lehrer

ms - 19.04.2024 - 12:00 Uhr
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Ein klarer Fall von Homophobie scheint sich in Zürich abgespielt zu haben – ein schwuler Lehrer verlor jetzt nach Protesten von religiösen Eltern seinen Job. Nun will der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) den Sachverhalt aufarbeiten. 

Angriffe wegen Homosexualität

In der Gemeinde Pfäffikon im Kanton Zürich sorgte der Sexualkundeunterricht des homosexuellen Lehrers in einer fünften Klasse im Sommer 2023 bei Eltern mit einem starken freikirchlich-konservativen und muslimischen Hintergrund für Ärger, wie der Schweizer Tages-Anzeiger berichtet. Es kam zu einem Elterngespräch, doch offensichtlich zeigten sich einige Elternpaare nach wie vor nicht zufrieden damit. 

Der Lehrer selbst, der in den Medien unter dem Pseudonym Daniel Brunner bekannt ist, beteuerte, dass er nur eine sichere Umgebung schaffen haben wolle, in denen frei über Themen wie Freundschaft, Liebe und Sexualität gesprochen werden dürfe. Das Lehrerkollegium und andere Eltern bekräftigten dabei die Haltung des Lehrers und erklärten, wie beliebt der Pädagoge unter den Kindern und Jugendlichen ist. In einem Brief an die Schulleitung machten diese Eltern klar, dass Brunner nur wegen seiner Homosexualität diskriminiert werde. 

Ein schwuler Lehrer sei eine „Bedrohung“

Die Schulleitung selbst stellte sich anfangs noch schützend vor den Lehrer, nachdem die Homosexualität des Mannes immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussion rückte. Die aufgebrachten Eltern, darunter drei muslimische Paare, forderten die sofortige Kündigung des Pädagogen. 

In einem 13-seitigen Brief erklärten sie, Brunner sei eine „Bedrohung für ihr Weltbild“ und hätte die Schüler aufgefordert, zuhause zu masturbieren – der Vorwurf stellte sich als frei erfunden heraus. Die Schulleitung wies auch alle weiteren Anklagepunkte zurück, und antwortete schriftlich, Brunner habe seine pädagogische Aufgabe „voll und ganz“ erfüllt, während einige Elternaussagen hingegen den Fakt einer „üblen Nachrede“ erfüllen würden. 

Kein Ende der Attacken

Die Attacken auf den beliebten Lehrer seitens der religiösen Eltern hörten aber auch weiterhin nicht auf, solange, bis Brunner einen psychischen Zusammenbruch erlitt und eine Auszeit nehmen musste. Im Februar dieses Jahres nun teilte ihm die Schulleitung mit, dass die „Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ doch nicht mehr gegeben sei. Man sehe sich daher gezwungen, das Arbeitsverhältnis aufzulösen, wobei die Schulleitung betonte, man „bedauere die widersprüchliche Kommunikation.“ 

Brunner hat sich inzwischen einen Anwalt genommen, der mehrere Rechtsverstöße im Verhalten der Schulleitung geltend macht. Zudem erklärte der Präsident des Lehrerverbands ZLV, Christian Hügi, gegenüber dem Magazin Züriost: „Wie jeder Arbeitgeber steht die Schule in der Pflicht, ihre Arbeitnehmer vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen.“ Da dies hier nicht geschehen sei, wolle man den Fall nun genauer untersuchen, so Hügi weiter. 

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