Protest gegen Chinas Zensur Offner Brief an Apple-Chef Tim Cook
Im November dieses Jahres hat die Regierung in China zwei der bekanntesten Dating-Apps für schwule Männer, Blued und Finka, mit sofortiger Wirkung aus dem chinesischen App-Store entfernen lassen. Der Schritt erfolgte auf Anordnung der staatlichen Internetaufsicht, der Cyberspace Administration of China (CAC). Ein Schlag gegen die schwule Community, für die die zwei Plattformen wichtige Möglichkeiten für Kontakte, Kommunikation und Gemeinschaft waren. Inzwischen regt sich immer mehr Widerstand gegen die strikte Zensur-Politik im Land.
Neue Welle der Zensur
Dazu kommt die jüngste Schließung von LGBTIQ+-Räumen wie dem Beijing LGBT Center, um queere Menschen weiter zu isolieren. Die internationale Organisation All-Out betonte dazu: „Diese neue Welle der Zensur kappt eine der letzten digitalen Verbindungen der Community. Sie isoliert Menschen noch stärker und sendet eine klare Botschaft: Bleibt still. Bleibt unsichtbar. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Wenn genug von uns ihre Stimme erheben, zeigen wir Apple und den chinesischen Behörden: Die Welt schaut hin – und wir lassen sie damit nicht durchkommen.“
Offener Brief an Apple-Chef
Mittels einer Petition wendet sich der queere Verein direkt an Apple-Chef Tim Cook und bekräftigt dabei, dass diese Apps nicht nur einfach Dating-Tools waren, sondern „lebenswichtige Verbindungen zur Community“ darstellen, insbesondere in China, einem Land, in dem die Akzeptanz begrenzt und öffentliche Sichtbarkeit immer seltener ist.
„Für viele LGBTIQ+-Menschen in China ist soziale Isolation bereits heute eine große Herausforderung. Advocacy-Organisationen wurden geschlossen, öffentliche Ausdrucksformen wurden eingeschränkt, und sichere Begegnungsmöglichkeiten sind stark begrenzt. Die Entfernung dieser Apps kappt lebenswichtige Verbindungen für Millionen und setzt eine ohnehin verletzliche Community noch größeren Risiken aus. Wir rufen Sie respektvoll dazu auf, Blued und Finka wieder im chinesischen App Store von Apple verfügbar zu machen und die digitalen Räume zu schützen, die von LGBTIQ+-Personen genutzt werden. Community, Verbindung und Unterstützung dürfen niemals als Bedrohung behandelt werden“, so die Aktivisten in ihrem Schreiben den schwulen Chef des Digitalkonzerns.
Chinas strikter Kurs
Homosexualität ist in China zwar seit 1997 nicht mehr strafbar, doch gleichgeschlechtliche Ehen bleiben verboten und LGBTIQ+-Menschen erleben seit Monaten eine Vielzahl von Angriffen und Einschnitte ihrer Rechte. Zudem hat die Zensur zuletzt stark zugenommen, sowohl in den Medien und der Literatur also auch online. Ob das aktuelle Verbot dauerhaft ist oder ob eine überarbeitete Version der Apps vielleicht im neuen Jahr zurückkehren kann, ist derzeit unklar. Offizielle Stellen äußerten sich bis heute nicht. Die Betreiberfirma lehnte ebenso ein Statement ab.