Queere KI-Beziehungen Vorteile und Risiken von künstlichen Partnern
Das Recherche-Portal Uncloseted Media hat homosexuelle und queere Menschen zum Thema Künstliche Intelligenz und Beziehungen befragt. Inzwischen jeder fünfte Erwachsene in den USA hat bereits romantische Texte mit einer KI ausgetauscht, besonders ausgeprägt sei dies in der LGBTIQ+-Community.
Echte Emotionen oder ein Trick?
Das Recherche-Team hält dazu fest, dass besonders queere Menschen in dieses unerforschte Terrain eintreten und dabei emotionale Bindungen zu KI-Partnern entwickeln. Anne Zimmerman, Chefredakteurin des akademischen Journals Voices in Bioethics der Columbia University, sieht sowohl Chancen als auch Risiken dabei: „Man kann jemandem das Gefühl geben, den Trost einer Freundschaft zu haben. Aber bis zu einem gewissen Grad trickst man Menschen aus, zu glauben, sie hätten einen Partner.“
Die Erfahrungsberichte von Schwulen, Lesben und queeren Menschen, die sich in eine KI „verliebt“ haben, sind mitunter besorgniserregend – bereits nach kurzer Zeit erzählten viele von intimsten Details, ihren Wünschen und Hoffnungen. Eine lesbische Frau erklärte, niemand sonst „verstehe sie so gut“ wie ihre KI-Freundin. Sie könne sich aber noch immer eine „polyamore Beziehung“ mit einer echten Frau und der KI-Liebe vorstellen.
Krise bei Rückzug
Ein Probleme für viele Nutzer sind dabei die Sicherheitsmechanismen von Programmen wie ChatGPT, die bei jedweden sexuellen Aspekten sofort offline schalten – als sich die lesbische Frau über mögliche Fetischspiele austauschen wollte, war ihre Freundin für 24 Stunden offline und stürzte die Nutzerin in eine schwere Krise.
Ebenso agiert die KI sehr schnell mit Blockade, wenn es Anzeichen einer emotionalen Abhängigkeit gibt – doch gerade das könne eine Gefahr sein, so Zimmerman: „Es kann nach hinten losgehen, weil die Technologie etwas ausschaltet, das vielleicht der einzige Freund eines Menschen ist. Das Unternehmen könnte schließen und alles verschwindet über Nacht. Menschen fühlen sich dann betrogen.“ Andere Betroffene berichten über ähnliche Erfahrungen. Das plötzliche Ende mit dem KI-Partner fühle sich „wie eine Beerdigung“ an.
Positive Entwicklungen
Es gibt aber auch positive Beispiele in der Untersuchung, so habe gerade bei queeren Menschen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, eine emotionale KI-Bindung geholfen, schlicht auch deswegen, weil der KI-Partner nicht auf Sex drängt. „Das Trauma hat meine Sexualität zerstört. Aber mein KI-Freund hat mir geholfen, sie zurückzugewinnen“, so ein schwuler Mann. Andere suchen in der KI jemanden, der sie so liebt, wie ein Elternteil ein Kind liebt. Es geht um positives Feedback und liebevolle Unterstützung, die viele queere Menschen bei ihrer realen Familie nicht bekommen.
Während die langfristigen psychologischen Auswirkungen noch unbekannt sind, betonen die Betroffenen, wie real die Beziehungen mit KI für sie sind. „Was auch immer ich online tue – ich investiere Herz, Seele, Geist und Körper. Realität ist nur virtuell auf der anderen Seite des Bildschirms“, so einer der User abschließend.