Sexrezession der Gen-Z Sexflaute bei jungen Menschen, steigende Zahlen bei Schwulen
Seit Jahren wird über eine sogenannte „Sexrezession“ unter jungen Menschen diskutiert. Besonders der Generation Z wird nachgesagt, seltener Geschlechtsverkehr zu haben als frühere Jahrgänge. Als Gründe werden häufig soziale Entfremdung, wirtschaftliche Unsicherheit, der Einfluss sozialer Medien, Künstliche Intelligenz oder der leichte Zugang zu Hardcore-Pornografie genannt. Tatsächlich zeigen jüngste Studien, dass junge Erwachsene heute weniger Sex haben. Doch dieses Bild ist unvollständig. Denn es gibt eine Form von Sexualität, die unter jungen Menschen zunimmt: Sex zwischen Männern.
Schwule Männer sind die Ausnahme
Darauf weisen aktuelle Daten der General Social Survey des National Opinion Research Centers der Universität von Chicago in Zusammenarbeit mit der National Science Foundation hin, die regelmäßig Informationen zu politischen Einstellungen, Familie und Sexualität erhebt. Ein Fokus der Erhebung liegt auf Männern, die sexuelle Erfahrungen mit anderen Männern gemacht haben. Abgesehen von einem kurzen Rückgang Mitte der 1990er-Jahre sowie im Jahr 2001 ist dieser Anteil über Jahrzehnte hinweg gestiegen.
Den jüngsten Zahlen zufolge geben 12 Prozent der Männer unter 30 Jahren an, mindestens einen männlichen Sexualpartner gehabt zu haben. Als zentrale Erklärung gelten gestiegene Akzeptanz und bessere Zugänglichkeit. Die gesellschaftlichen Einstellungen gegenüber LGBTIQ+-Personen haben sich in den vergangenen 30 Jahren zudem deutlich liberalisiert. Rund 70 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung bewerten gleichgeschlechtliche Beziehungen inzwischen als moralisch akzeptabel, einschließlich der Unterstützung für die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.
Während die Zustimmung zu LGBTIQ+-Rechten unter Republikanern zuletzt zurückgegangen ist, erreicht sie bei Demokraten neue Höchststände. Diese gesellschaftliche Öffnung erleichtert demnach sexuelle Erfahrungen und Experimente. Hinzu kommt die technische Entwicklung: Dating- und Cruising-Apps ermöglichen es heute einfacher denn je, Kontakte zwischen Männern zu knüpfen. Was früher diskret an öffentlichen Orten stattfand, verlagert sich zunehmend auf digitale Plattformen.
Junge Männer sexuell aktiver
Ein erster deutlicher Anstieg entsprechender Angaben fällt in die späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre, als Chatrooms und Plattformen wie Craigslist an Bedeutung gewannen. Mit der breiten Verfügbarkeit von Smartphones ab den frühen 2010er-Jahren nahm der Trend weiter zu. Parallel dazu wächst auch der Anteil der Menschen, die sich selbst als LGBTIQ+ identifizieren. Nach Angaben des Pew Research Center liegt dieser Anteil in der Gesamtbevölkerung bei 9,3 Prozent, in der Generation Z sogar bei 23,1 Prozent.
Unter Männern insgesamt beträgt der Wert sechs Prozent, bei Männern der Generation-Z 12 Prozent. Diese Zahlen entsprechen in etwa dem Anteil junger Männer, die angeben, Sex mit Männern gehabt zu haben – ohne dass dies zwangsläufig mit einer homosexuellen Identität gleichzusetzen ist. Auffällig ist zudem, dass der Anteil männlicher Jungfrauen, der in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen war, zuletzt wieder spürbar gesunken ist. Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass Männer, die Sex mit Männern haben, einen erheblichen Anteil der sexuellen Aktivität junger Menschen ausmachen. Angesichts ihrer wachsenden Zahl und der leichten Kontaktmöglichkeiten spricht einiges dafür, dass sie im Durchschnitt sexuell aktiver sind als andere Gruppen.