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Priester vor Gericht
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Priester vor Gericht Griechenland diskutiert über verbale Attacken eines Geistlichen gegen eine Trans-Frau

ms - 02.10.2023 - 12:00 Uhr

Griechenland diskutiert in diesen Tagen über einen Gerichtsfall, der international gerade für Schlagzeilen sorgt – angeklagt ist ein Priester aus der Stadt Kallithea im Großraum Athen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geistlichen schwere Beleidigungen mit rassistischen Motiven vor. Der Priester soll dabei einer Trans-Frau erklärt haben: „Du bist ein Geschöpf des Teufels! Du bist kein Mensch Gottes, mach die Arbeit, die Du kennst, um Geld zu verdienen.“ Gemeint ist damit offenbar die Prostitution.

Beschimpfungen auf Video festgehalten

Anschließend soll der orthodoxe Priester der Agios Nikolaos Kirche die gläubige mittellose 50-jährige Trans-Frau die Armenspeisung verwehrt und sie aus der Kirche geworfen haben. Dabei soll er ihr noch geraten haben, sie solle sich ihre Brüste wieder abnehmen lassen. Der Vorfall ereignete sich rund um das Osterfest im vergangenen Jahr.

Pikant dabei: Der Zwischenfall sowie der gesamte Dialog zwischen der Trans-Frau und dem Geistlichen wurden auf Video festgehalten. Darin betont der Priester weiter, dass es mit seinem Glauben vertretbar ist, Homosexuelle zu akzeptieren, doch die Trans-Frau sei „ein Mann mit Titten“, der nur eine Frau spielen würde. Seitdem das Video im griechischen Fernsehen gezeigt wurde, sorgt der Vorfall landesweit für Empörung.  

Kommt der Priester ins Gefängnis?

Bewahrheiten sich auch juristisch gesehen die Vorwürfe, könnte das dem Priester teuer zu stehen bekommen, denn der griechische Antirassismus-Paragraf wird seit Jahren konsequent im Land durchgesetzt und greift bei jeder Form von Diskriminierung, auch bei Fehlverhalten im Bereich sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität. Erschwerend kommt hinzu, dass der Priester in seiner Funktion als Amtsträger und nicht privat gehandelt hat.

Schließt sich das Gericht der Staatsanwaltschaft an, kann der Priester zu einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren sowie zu einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro verurteilt werden. Allerdings ist die Macht der Kirche in Griechenland nach wie vor sehr groß, die klagende Anwältin wurde so bereits mehrfach anonym bedroht und ihr immer wieder auch nahegelegt, den Fall nicht weiter zu verfolgen. Der Priester selbst ist bis heute im Amt.  

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