Premiere in Sydney! Pride feiern und für Menschenrechte kämpfen
Es ist ein starkes Signal für alle LGBTI*-Menschen in Australien – erstmals hat am vergangenen Wochenende im Rahmen des World Pride der amtierende australische Premierminister aktiv an der Gay and Lesbian Mardi Gras Parade teilgenommen – sein Name: Anthony Albanese. Für die LGBTI*-Community ist Albanese mehr denn je ein Hoffnungsträger, der viele Reformvorhaben für homosexuelle und queere Menschen angekündigt hat.
Mehr Rechte für LGBTI*-Menschen
Eines dieser Herzensprojekte von Albanese ist die stärkere Trennung von Staat und Religion, sodass es christlichen Schulen nicht mehr möglich sein soll, Homosexualität zu verurteilen oder homosexuelle Schüler aufgrund ihrer Sexualität von der Schule zu verweisen. Zudem blickt das Land auf eine eher unrühmliche Vergangenheit im Umgang mit Homosexuellen zurück, bis in die Jahrtausendwende hinein wurden viele Gewaltverbrechen gegenüber Schwulen und Lesben meist gar nicht oder eher oberflächlich von der Polizei abgearbeitet. Albanese trägt auch deswegen so viel Verantwortung auf seinen Schultern, weil sein Amtsvorgänger sogar Anti-LGBTI*-Gesetze zu Gunsten der Kirche durchdrücken wollte – und damit zuletzt glücklicherweise scheiterte.
Menschenrechte und Feierlaune
Noch bis Sonntag feiern hunderttausende Menschen den beinahe dreiwöchigen World Pride, der am kommenden Sonntag zu Ende gehen wird. Nebst den Pride-Feierlichkeiten läuft auch eine der größten LGBTI*-Menschenrechtskonferenzen, an der sich Bürgerrechtsorganisationen aus der ganzen Welt beteiligen. Ein farbenfrohes und kraftvolles Zeichen in die Welt sendete am vergangenen Wochenende auch die rund 12.000 Teilnehmer mit ihren 200 Festwagen bei der bereits erwähnten 45. Gay and Lesbian Mardi Gras Parade. Hunderttausende Besucher säumten die Bürgersteige, der Sender 9News sprach von einem “Meer aus Regenbogenflaggen, Glitter und Pailletten.“
Eine Feier für ein modernes Australien
Albanese selbst erklärte: „Dies ist eine Feier des modernen Australiens. Ich bin unglücklich darüber, das sich der erste Regierungschef des Landes bin, der während seiner Amtszeit an der Parade teilnimmt. Die Menschen wollen sehen, dass ihre Regierung inklusiv ist und jeden vertritt, egal wen sie lieben, egal welche Identität sie haben, egal wo sie leben!" Penny Wong, die erste offen lesbische Frau im australischen Parlament, nahm ebenfalls an den Feierlichkeiten teil. In den Jahren zuvor waren bereits andere hochrangige Politiker beim australischen Gay and Lesbian Mardi Gras mitgelaufen, darunter der kanadische Premierminister Justin Trudeau und seine ehemalige neuseeländische Amtskollegin Jacinda Ardern. Die Anwesenheit des australischen Premierministers in diesem Jahr wurde daher mit viel Jubel begrüßt.
Ein Kampf um Gay-Rechte seit 1978
Die Mardi Gras Parade findet seit 1978 statt und entstand aus einem Protest zum Jahrestag der Stonewall Riots, dem Aufstand der LGBTI*-Community in New York vor über 50 Jahren. Der erste Marsch 1978 in Sydney war damals von der Polizei brutal niedergeschlagen worden. Als Folge fand jährlich ein Mardi-Gras Marsch im Szeneviertel rund um die Oxford Street statt, um Gleichberechtigung einzufordern. Heute ist die Parade eine der buntesten ihrer Art weltweit. Albanese hatte im Vorfeld mit einem Schmunzeln bereits auf die Frage, ob auch er exzentrische Kleidung tragen werde, erklärt: „Ich werde Jeans und T-Shirt tragen und gar nicht erst versuchen, zu konkurrieren.“ Das hat er wohl auch gar nicht nötig – seine bisherige Politik spricht für ihn.