Direkt zum Inhalt
Premiere in Australien

Premiere in Australien Anthony Albanese ist beim schwul-lesbischen Mardi Gras dabei

ms - 13.02.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Die LGBTI*-Community in Australien feiert – zum ersten Mal wird ein amtierender Premierminister des Landes am schwul-lesbischen Mardi Gras teilnehmen und sich auch der Pride-Parade des World Pride in Sydney Ende Februar anschließen. Begleitet wird Premierminister Anthony Albanese dabei von Australiens Außenministerin Penny Wong, der ersten offen lesbischen Frau im Parlament.

Ein kraftvolles Signal für LGBTI*

"Ich werde der erste Premierminister sein, der sich den Mardi Gras nicht nur anschaut, sondern auch selbst mitmarschiert", so Albanese bei der offiziellen Eröffnung des Pride Square in Newtown, Sydney. Bisher hatte sich nur ein einziges Mal ein Premierminister des Landes getraut, das schwul-lesbische Megaspektakel überhaupt anzusehen – das war der ehemalige Premier Malcolm Turnbull im Jahr 2016. Mitgelaufen beziehungsweise aktiv teilgenommen hat noch niemand.

Für Australien und die Community ist das ein sehr starkes und wichtiges Signal, gerade mit Blick auf die Vorgängerregierung, die zuletzt vorhatte, die Rechte von teils fanatischen Glaubensvertretern und religiösen Institutionen zu stärken und in Teilen über die allgemeinen Menschen- und Antidiskriminierungsgesetze zu stellen. Brennpunkt dabei sind immer wieder die Schulen und Universitäten in Australien, viele davon sind noch immer unter christlicher Trägerschaft, die Homosexualität sowie jedwede Informationen oder Aufklärung darüber verbieten. In manchen Fällen wurden Eltern dazu gezwungen, in einer Erklärung zu unterschreiben, dass Schulen homosexuelle Schüler nicht aufnehmen werden.

Australien, ein Leuchtturm für Vielfalt

Mit Albanese als Premierminister dürften offenbar tatsächlich bessere Zeiten auf das Land zukommen, erst Anfang Februar hatte seine Regierung erklärt, ein Gesetz verabschieden zu wollen, das weitestgehend allen religiösen Schulen des Landes künftig verbieten soll, Schüler, Studenten oder auch Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität zu diskriminieren. Ein Paukenschlag für Down Under.

Am vergangenen Wochenende bekräftigte Albanese nun gegenüber der Presse, seine Regierung wolle sich für die Beseitigung von Ungleichheiten aufgrund der Sexualität oder der Identität von allen Menschen einsetzen: „Wir sprechen viel über Toleranz – und Toleranz ist wirklich wichtig – aber hier geht es um einen Schritt, der viel wichtiger ist als Toleranz. Wir müssen unsere Vielfalt zelebrieren und nicht nur tolerieren, denn unsere Vielfalt ist es, die unsere Gesellschaft stark macht.“ Des Weiteren bekräftigte er, dass Australien zu einem “Leuchtturm für die Welt" werden könne – ein Land, in dem jeder unabhängig von seinem Glauben, seiner Sexualität oder seiner ethnischen Zugehörigkeit respektiert und gefeiert werde.

Premierminister würdigt schwule Aktivisten

Albanese würdigte im Zuge dessen auch die Demonstranten, die 1978 für die Rechte der Homosexuellen protestiert hatten und von denen viele damals verhaftet worden waren, als die erste Parade in der Oxford Street in Sydney aufgelöst wurde. Seitdem hat sich der jährliche Marsch in Sydney zu einem der größten LGBTI*-Festivals der Welt entwickelt. Nebst einem Millionenpublikum werden in diesem Jahr auch rund 13.000 Teilnehmer der Pride-Parade selbst erwartet, die in das fast dreiwöchige World-Pride-Festival integriert ist.

Albanese erklärte weiter, alle Australier müssten sich jetzt einsetzen, damit das Land zusammenfindet: „Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn, sprechen Sie mit Ihren Freunden, sprechen Sie mit den Menschen in Ihren Organisationen, in Ihrer Gemeinde und in anderen und setzen Sie sich dafür ein, dass wir das schaffen. Denn das wird entscheidend sein – es geht darum, wie unser Land vorankommt". So setzt sich Albanese auch dafür ein, dass endlich ein indigenes Mitspracherecht im Parlament als fester Bestandteil in der Verfassung verankert wird – das Referendum darüber soll in der zweiten Jahreshälfte stattfinden, die erste Abstimmung darüber bereits im März.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.
Grand Theft Auto VI

Wird das Spiel inklusiver?

Kehrtwende bei Grand Theft Auto? Wird die sechste Auflage des Games 2026 endlich inklusiv und beleidigt nicht mehr LGBTIQ+-Menschen?