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Posthumes Coming Out

Posthumes Coming Out Amerika gedenkt tief gerührt einem Veteran, der erst mit seinem Tod den Mut aufbrauchte, sich als schwul zu outen

ms - 14.06.2024 - 14:00 Uhr
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Mit einem sehr persönlichen Nachruf sorgt ein verstorbener Feuerwehrmann und mehrfach ausgezeichneter Armee-Veteran in den USA in diesen Tagen vielerorts für Tränen der Rührung – erst nach seinem Tod schaffte er es, sich als homosexuell zu outen. 

„Ich war mein ganzes Leben lang schwul“

Oberst Edward Thomas Ryan war ein Vierteljahrhundert lang mit seinem Mann liiert, hielt dies aber sowohl vor Freunden wie auch in der Öffentlichkeit stets geheim. Erst jetzt in seiner selbstverfassten Todesanzeige in der Albany Times Union outete sich der Veteran posthum. Nach der Aufzählung seiner Verdienste enthält der Nachruf eine persönliche Anmerkung: „Ich muss Ihnen noch eine Sache sagen. Ich war mein ganzes Leben lang schwul: in der Grundschule, in der High School, auf dem College, mein ganzes Leben lang.“

Ferner erzählte Ryan in Schriftform weiter, dass er 25 Jahre lang eine „liebevolle und fürsorgliche Beziehung“ mit Paul Cavagnaro geführt habe. „Er war die Liebe meines Lebens. Wir hatten 25 tolle Jahre zusammen. Paul starb 1994 an den Folgen eines missglückten medizinischen Eingriffs. Ich werde neben Paul begraben werden.“

Lebenslange Angst vor Ächtung

Und weiter: „Es tut mir leid, dass ich nicht den Mut hatte, mich als schwul zu outen. Ich hatte Angst davor, von der Familie, Freunden und Kollegen geächtet zu werden. Als ich sah, wie Menschen wie ich behandelt wurden, konnte ich es einfach nicht tun. Jetzt, da mein Geheimnis bekannt ist, werde ich für immer in Frieden ruhen können.“

Ryan war zuletzt pensionierter Feuerwehrmann der Stadt Rensselaer im Bundesstaat New York und wurde für seine Rolle in der Armee mehrfach ausgezeichnet. Für seine Arbeit als Feuerwehrmann am 11. September 2001 wurde ihm die Defence of Liberty Medal verliehen. Er wurde 85 Jahre alt. 

Tiefe Trauer online

Im digitalen Kondolenzbuch bedauern viele Menschen, dass er kein offenes Leben hatte führen können und betonen überdies, wie wichtig genau deswegen noch immer Sichtbarkeit und der Kampf für Akzeptanz von Homosexuellen bis heute sei. Ein schwuler Mann schrieb: „Mögen deine Worte helfen, eine freundlichere, akzeptierende Gesellschaft zu entwickeln.“ 

Ein anderer kommentierte: „Niemand sollte jemals bis zum Tod warten müssen, um glücklich zu sein. Die Menschheit kann so unfreundlich zu den nettesten Menschen sein. Mögen du und dein Seelenverwandter eure Liebe ohne Verurteilung und Grenzen jetzt fortsetzen.“

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