Polizei in London homophob? „Fick dich, Schwuchtel!“ – der Umgangston der Londoner Polizei
Das Unabhängige Büro für polizeiliches Verhalten, kurz IOPC, hat einen Bericht über Beamte der Metropolitan Police in London veröffentlicht. Dieser offenbart eine systematische homophobe, rassistische und frauenfeindliche Grundeinstellung bei der Polizei. Immer wieder wird im Bericht darauf hingewiesen, wie schockierend die Ergebnisse sind.
Das IOPC hatte sich in seiner Untersuchung zunächst auf Polizisten im Raum Westminster konzentriert, weitete anschließend die Ermittlungen mit dem Namen „Operation Hotton“ aufgrund der Datenlage aber aus. Zwischen 2016 und 2018 untersuchte das unabhängige Büro Tausende von Nachrichten, die sich Polizisten untereinander geschrieben hatten. Dabei wurde klar, dass gerade junge und neue Kollegen Opfer von Anfeindung, Homophobie und Mobbing wurden. Die allermeisten Nachrichten waren stark sexualisiert und diskriminierend, so das IOPC weiter. So waren homophobe Äußerungen an der Tagesordnung, gerade auch gegenüber vermeintlich homosexuellen Kollegen. Immer wieder ist die Rede von den „verfickten Schwuchteln“, verbunden mit der Androhung von Gewalt. Die Beschimpfung „Fick dich, Schwuchtel“ gehörte dabei wohl schon fast zum guten Umgangston. Dabei endeten die Erniedrigungen noch lange nicht, es gibt laut IOPC auch Beweise dafür, dass junge Kollegen ganz gezielt und immer wieder Opfer von Mobbing wurden.
Ziel der Angriffe waren neben homosexuell wirkenden Kollegen generell auch Frauen und Menschen mit einem nicht britischen kulturellen Hintergrund. Ein Polizist schrieb ganz offen, er plane eine Kollegin mit Chloroform zu betäuben und sie anschließend zu vergewaltigen, ein anderer erklärte, man müsse Frauen immerzu schlagen, dadurch würden sie einen erst richtig lieben. Eine weiterer Beamter der Metropolitan Police postete: "Mein Vater hat ein paar afrikanische Kinder entführt und sie zu Hundefutter verarbeitet.“ In weiteren Textnachrichten wurden ausländische Menschen als Ratten, Räuber, Behinderte, Schwuchteln, Spastiker und „Zurückgebliebene“ beschrieben. Das System hat scheinbar Methode und so wurde jungen Kollegen auch ganz offensiv gedroht, weiter zu schweigen, anderenfalls würde man sie abstechen.

Die Londoner Polizei hat bisher eher zurückhaltend reagiert. Zwei Beamte wurden wegen groben Fehlverhaltens entlassen, weitere Kollegen nehmen an einem Seminar zum Thema Fehlverhalten teil. Gegenüber dem Guardian zeigte sich der stellvertretende Kommissar der Metropolitan Police, Bas Javid, wütend und enttäuscht. Er fühle Abscheu und Scham und erklärte, dass es einen echten Wandel in der Londoner Polizei geben müsste. IOPC-Regionaldirektor Sal Naseem stellt klar, dass es sich hierbei um keine Einzelfälle handle. Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Rassismus konnten auch deswegen in der Londoner Polizei so gut ausgelebt werden, weil sich die Beamten sicher sein konnten, keine Repressalien von Seiten ihrer Vorgesetzten erwarten zu müssen. Die Kultur des Mobbings scheint akzeptiert und nicht in Frage gestellt worden zu sein.
Es bedürfe jetzt einer Null-Toleranz-Politik für die rund 44.000 Mitarbeiter der Metropolitan Police. Naseem im Bericht dazu: „Das Verhalten, das wir aufgedeckt haben, war skandalös und lag weit unter den Standards, die von den beteiligten Beamten erwartet wurden. Wir glauben, dass es sich bei diesen Vorfällen nicht um Einzelfälle oder um das Verhalten einiger weniger 'fauler Äpfel' handelt (…) Die Beziehung zwischen der Polizei und der Öffentlichkeit ist von entscheidender Bedeutung für die Aufrechterhaltung des Prinzips der Polizeiarbeit durch Zustimmung. Die in unserem Bericht angesprochenen Bedenken hinsichtlich des Verhaltens und der Kultur könnten, wenn sie nicht ausgeräumt werden, dieser Beziehung ernsthaft schaden." Ähnliches befürchtet auch der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan, denn schon seit rund zwei Jahren ist das Verhältnis der Londoner Bürger zu ihrer Polizei erschüttert. Gerade auch LGBTI*-Menschen erleben immer wieder menschenfeindliches Verhalten. Der neue Bericht belegt also ein strukturelles und massives Problem der britischen Polizeibehörde mit Auswirkungen auf alle Einwohner der Landeshauptstadt. Die Queen ist sicherlich „not amused“.