Papst Franziskus bleibt stur! Deutschland gilt weltweit trotzdem als wichtiger Reformmotor der Kirche
Einmal mehr haben deutsche Bischöfe versucht, erste Reformen in das starre Konstrukt der römisch-katholischen Kirche hineinzutragen – dieses Mal direkt vor Ort im Rom. Eine Woche lang debattierten die insgesamt 62 deutschen Bischöfe mit Papst Franziskus und hohen Würdenträgern in Rom über die Machtverteilung in der Kirche, mehr Rechte für Frauen und Homosexuelle, eine neue Sexualmoral und eine Änderung des Kirchenrechts. Am Ende steht einmal mehr ein großes Versagen, das trotzdem mancherorts als erster Schritt in die richtige Richtung umgedeutet wird.
Gespräche ohne Erfolg
So erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, er habe gemischte Gefühle, sei aber grundsätzlich zufrieden. "Ich fahre mit einer wirklichen Erleichterung nach Hause, weil wir Themen benannt haben und niemand sagen kann, er hätte davon nichts gehört oder er hätte sich nicht äußern können. Ich fahre aber auch mit einer gewissen Sorge nach Hause, weil ich nicht abschätzen kann, welche Dynamik dieser begonnene Dialog mit den synodalen Prozessen nun künftig entfalten wird."
Kurzum könnte man sagen, es ändert sich zwar nichts, aber man habe mal darüber gesprochen. Dass der grundsätzliche Reformwille einiger deutscher Bischöfe auch Potenzial hat, die Kirche selbst zu spalten, ist indes bekannt – manch einer hofft bereits, die deutsche katholische Kirche würde sich von den Herren in Rom abspalten. Bätzing selbst erteilte dieser Hoffnung allerdings eine Absage, trotz unterschiedlicher Ansichten werde die Kirche in Deutschland keinen Sonderweg gehen oder auch nur Entscheidungen treffen, die nur in einem “universalkirchlichen Kontext“ zu treffen wären.
Es darf kein “Weiter so“ geben
Dabei betonte Bätzing trotzdem einmal mehr, dass es ein “Weiter so“ wie bisher eigentlich nicht geben dürfe, man müsse sich den Fragen der Gläubigen stellen, gerade nachdem seit Jahren immer mehr das Vertrauen in die Kirche durch die zahlreichen Missbrauchsvorfälle erschüttert ist. Doch gerade auch diese Aufarbeitung, die im Zentrum des sogenannten synodalen Wegs, einem Beratergremium aus kirchlichen Laien und Ordensträgern, steht, lehnt die Kirche in Rom weiterhin strikt ab.
In einer gemeinsamen Erklärung vom Heiligen Stuhl und der Bischofskonferenz kritisierten hochrangige Kurienkardinäle sogar die Methodik, die Inhalte und die Vorschläge des Synodalen Weges. Dabei wurde immer wieder auch bekräftigt, dass die Kirchenleitung strikt gegen die verstärkte Einbindung von Frauen in den kirchlichen Dienst oder auch gegen die Segnung von homosexuellen Paaren sei. Bischof Bätzing wurde indes nicht müde, immer wieder zu betonten, dass er guter Dinge sei, dass der Dialog weitergehen würde. Man wolle “anders katholisch“ sein.
Papst stur, während die Welt nach Deutschland blickt
Wie stur der Papst indes ist, zeigt sich auch im Fall von Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki, der seit Monaten im Wochen-Rhythmus aufgrund von möglichen Vertuschungen und Falschaussagen mit Bezug auf die Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln immer wieder in die Schlagzeilen gerät. Papst Franziskus wollte sich auch beim Treffen der deutschen Bischöfe weder dazu äußern noch eine Entscheidung über einen möglichen Rücktritt Woelkis treffen.
Mit Neugier blicken trotzdem viele ausländische Journalisten auf die Reformbemühungen in der deutschen Kirche. Die Vatikanjournalistin Franca Giansoldati von der Tageszeitung "Il Messaggero" erklärte so gegenüber der Tagesschau, dass es in Italien undenkbar sei, überhaupt eine so grundlegende, so zielgerichtete und so wichtige Debatte über bestimmte Themen führen zu können.