Oscar für schwule Filmrolle Siegeszug für Frasers Darstellung eines schwulen Englisch-Professors
Ein so fulminantes Comeback in den Hollywood-Olymp glückt nur den wenigsten gefallenen Stars – nach Actionkomödien wie „Die Mumie“ wurde es vor Jahren sehr still um Schauspieler Brendan Fraser, die letzten 13 Jahre war er nur noch in kleineren Rollen in zumeist zweitrangigen Fernsehserien zu sehen. Mit dem Film „The Whale“ von Regisseur Darren Aronofsky meldet er sich nun fulminant zurück. Fraser spiel darin einen schwulen, stark übergewichtigen, zurückgezogen lebenden Englischprofessor, der nach dem Tod seines Partners an Gewicht zugenommen hat. In dem Film kämpft er mit seiner Gesundheit und versucht, sich wieder mit seiner Tochter zu vereinen.
Rettungsanker für Frasers Karriere
Fraser nahm den Preis in der Nacht auf Montag unter Tränen und unter tosendem Beifall entgegen. Er dankte dem Studio und den Filmemachern dafür, dass sie einen so mutigen Film gemacht und ihm einen Rettungsanker für seine Karriere zugeworfen hätten: „Meine Damen und Herren, Sie haben Ihre walgroßen Herzen entblößt, so dass wir in Ihre Seelen blicken konnten, wie es sonst niemand konnte, und es ist eine Ehre, neben Ihnen in dieser Kategorie genannt zu werden", sagte er zudem und gratulierte damit den anderen nominierten Schauspielern der Kategorie, darunter Schauspiel-Schwergewichte wie Colin Farrell (nominiert für „The Banshees of Inisherin“) und Bill Nighty ( nominiert für „Living“) sowie Newcomer Austin Butler (nominiert für „Elvis“).
Oscars für schwule Hauptrollen
Fraser ist damit der fünfte heterosexuelle Schauspieler, der für die Darstellung eines homosexuellen Mannes einen Oscar bekommen hat: William Hurt gewann 1985 für „Kuss der Spinnenfrau“, Tom Hanks 1993 für „Philadelphia“, Philip Seymour Hoffman 2005 für „Capote“, Sean Penn 2008 für „Milk“ und Rami Malek 2018 für „Bohemian Rhapsody“. Für Fraser dürfte der Gewinn des Oscars den bisherigen Höhepunkt seines Comebacks bedeuten, zuvor hatte er für die Rolle bereits den Screen Actors Guild Award, den Critics' Choice Award und den Satellite Award erhalten.
Bei all dem Lob zu seiner Schauspielleistung kam es vereinzelt auch zu Kritik am Film, da Fraser einen Fett-Anzug für die Rolle des schwulen Professors trug. Einige aktivistische Gruppen warfen ihm daraufhin „Fett- und Bodyshaming“ vor. Spätestens mit dem Gewinn des Oscars dürfte Fraser auf diese Kritiken allerdings mit einem milden Lächeln blicken.
Deutschland ist der große Gewinner des Abends
Die zwei großen Gewinner des Abends sind der actionreiche Film „Everything, Everywhere All At Once“, der in verschiedenen Paralleluniversen spielt und insgesamt sieben Preise gewann, darunter den für den besten Film, das beste Drehbuch, die beste Regie (Dan Kwan und Daniel Scheinert) sowie die beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh) und die beiden besten Nebendarsteller (Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan), sowie die deutsche Netflix-Neuverfilmung der Anti-Kriegs-Romans „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, die insgesamt vier Oscars gewann und damit einen neuen Rekord für Deutschland aufstellte – darunter ist auch der Preis für den besten Internationalen Film des Jahres. Zu den großen Verlierern der 95. Oscarverleihung gehören Steven Spielbergs Familienerzählung „Die Fabelmanns“, das Biopic „Elvis“, die Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“ sowie das Drama „Tár“ über eine lesbische Stardirigentin.