Opfer in Münster außer Lebensgefahr? „Wenn unsere Community noch nicht einmal beim CSD sicher ist, zeigt das, wie sehr Hasskriminalität unsere Freiheit einschränkt.“
Widersprüchliche Aussagen im Fall Malte aus Münster: Nach Angaben der Polizei schwebt der 25-jährige junge trans-Mann Malte C. nicht mehr in Lebensgefahr, nachdem er am vergangenen Wochenende am Ende des CSDs in Münster auf dem Hafenplatz von einem nach wie vor unbekannten Täter angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden war. Der Verein “Trans-Inter-Münster“, bei dem Malte Mitglied ist, erklärte heute Mittag allerdings, dass der Zustand des jungen Mannes “weiterhin lebensbedrohlich“ sei. Inzwischen sind auch weitere Einzelheiten zu dem Tathergang bekannt – demnach habe der Angreifer zunächst eine Gruppe von lesbischen Pride-Teilnehmerinnen belästigt und sie wüst als “lesbische Huren“ beschimpft, die sich “verpissen“ sollen. Immer wieder drohte er den lesbischen Frauen dabei mit Gewalt, sodass sich schlussendlich Malte dem Mann entgegenstellte und ihn aufforderte, die Beleidigungen zu unterlassen.
Ohne Vorwarnung schlug der unbekannte Täter daraufhin zwei Mal dem trans-Mann mit der Faust direkt ins Gesicht, der bewusstlos zu Boden ging und mit dem Hinterkopf auf den Asphalt aufschlug. Nicht mehr ansprechbar, wurde Malte daraufhin in die Universitätsklinik gebracht und inzwischen mehrfach operiert – eine Gehirnblutung machte den Ärzten offensichtlich Sorgen, von Seiten der Selbsthilfegruppe “Trans-Inter-Münster“ war noch am Wochenende erklärt worden, dass der junge Mann so schwer verletzt worden sei, dass, wenn er überleben sollte, er mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Schäden davontragen werde. Die Nachricht, Malte sei außer Lebensgefahr, will der Verein nicht bestätigen. Der junge trans-Mann liege zudem nach wie vor im Koma.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte indes via Twitter: "Transfeindliche Hetze führt zu transfeindlicher Gewalt". Der Eintrag sorgte vermehrt zu irritierten Reaktionen, da es sich nach aktuellem Erkenntnisstand ursprünglich um einen Angriff auf eine Gruppe lesbischer Frauen gehandelt haben soll und im Vorfeld auch keine transfeindliche Hetze stattgefunden hatte. Lehmann bekundete weiter, er hoffe, dass Malte die widerwärtige Tat übersteht und gesund wird. Zudem bekundete er, es sei wichtig, „diese Tat als queerfeindliche Tat einzustufen und lückenlos aufzuklären!“ Weitere Politiker anderer Parteien drückten ihr Entsetzen ob der gewalttätigen Tat aus. Arnulf Sensenbrenner aus dem Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) in Nordrhein-Westfalen bekräftigte, dass es sich dabei um eine politisch motivierte Straftat handelt: „Wenn unsere Community noch nicht einmal beim Christopher-Street-Day sicher ist, zeigt das, wie sehr LSBTIQ*-feindliche Hasskriminalität unsere Freiheit einschränkt. Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, intergeschlechtliche, nicht-binäre und queere Menschen haben ein Grundrecht darauf, frei und sicher leben zu können. Es ist die Aufgabe des Staates, diese Grundfreiheiten zu garantieren und zu schützten. Sowohl im Bund als auch in Nordrhein-Westfalen brauchen wir ein engagiertes Zusammenwirken von Politik, Sicherheitsbehörden, Justiz und Zivilgesellschaft. Zwar fördert das Land NRW derzeit den Aufbau einer Meldestelle ´Queerfeindlichkeit´, jedoch brauchen wir deutlich mehr Maßnahmen, die vor allem auch in der Fläche wirken.“ Die Polizei fahndet inzwischen nach dem unbekannten Täter und bittet Zeugen, sich bei der Polizei Münster zu melden. Der Tatverdächtigte soll zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß und 18 bis 20 Jahre alt gewesen sein. Er ist von schmächtiger Statur und war mit einer Jeans, einem T-Shirt und einem Anglerhut bekleidet. Er wurde von einem Freund mit ähnlichem Aussehen begleitet.