Neustart in Bodenmais Der einstige schwule SPD-Politikstar Michael Adam kandidiert erneut
Jung, rot und schwul – ein politischer Superstar. So wurde Michael Adam sowohl in Deutschland wie auch international im Jahr 2008 gefeiert. Ein offen schwuler Mann, der mit nur 23 Jahren der jüngste Bürgermeister Deutschlands wurde, und das mitten in Bayern in der Gemeinde Bodenmais. Die Gay-Community feierte Adam als das Symbol eines möglichen Wandels im Freistaat, weg von der homophoben Rhetorik der CSU, hin zur Moderne.
Aufstieg und Fall des Superstars
Was folgte war ein schneller, kometenhafter Aufstieg des SPD-Vorzeigepolitikers, 2011 wurde er schließlich zum neuen Landrat des Landkreises Regen gewählt, ebenso der jüngste seiner Art in ganz Deutschland. Viele prophezeiten Adam damals, es bis ganz an die Spitze zu schaffen, es schien keine Grenzen zu geben – bayerischer Ministerpräsident, Bundeskanzler vielleicht.
Im November 2013 folgte dann der tiefe Fall, als bundesweit die Boulevard-Zeitungen über Sextreffen des jungen Landrats in seinem Dienstzimmer mit sechs jungen Männern berichteten – Adam selbst lebte damals in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit seinem Freund. Später gab er auch noch zu, ein ernsthaftes Alkoholproblem zu haben. Der junge Superstar saß die mediale Krise zwar aus, 2017 schließlich folgte aber der Tiefpunkt: Trennung vom Freund und das Ausscheiden aus seinem Amt als Landrat.
Noch einmal Bodenmais
Seitdem war es ruhig geworden um den einstmaligen schwulen Hoffnungsträger der SPD. Zurückgezogen arbeitete er im Bereich Social Media und Presse zunächst für einen Hersteller von Wassersport-Artikeln, danach bis heute für eine Webdesign-Agentur. Inzwischen ist er 38 Jahre alt – und will es jetzt noch einmal wissen. Adam kündigte an, im Oktober dieses Jahres für die SPD noch einmal bei der Bürgermeisterwahl in seinem Heimatort Bodenmais anzutreten. Alte Streitigkeiten auch mit der eigenen Partei scheinen vergessen – noch 2013 hatte er zur Bundestagswahl erklärt, er habe die CSU gewählt, weil er mit der bayerischen SPD und ihren Köpfen nicht zufrieden sei.
Zurück in der Heimat
Doch warum will er jetzt noch einmal zurück in die Politik? Gegenüber dem Onlinemagazin da Hog'n erklärte Adam: „Ich habe mir die Entscheidung gründlich überlegt: Ich weiß exakt, was das Amt bedeuten würde und was auf mich zukäme. Etwas gezögert hatte ich, weil ich erst vor einigen Wochen – aus rein persönlichen Gründen – wieder nach Bodenmais gezogen bin. Ich habe mich zwar sofort wieder dahoam gefühlt. Auch tat es mir gut, dass mich viele Menschen von sich aus zu einer erneuten Kandidatur ermuntert haben. Aber ich brauchte einfach etwas Zeit, um nachzudenken und mit Familie, Freunden, meinem Arbeitgeber sowie mit politischen Weggefährten zu sprechen.“
Adam juckt es in den Fingern
Schlussendlich seien zwei Gründe ausschlaggebend für die erneute Kandidatur gewesen: „Erstens habe ich es geliebt, Bürgermeister zu sein, das heißt, Ideen zu entwickeln, Menschen zusammenzubringen, zu kommunizieren und Dinge auch tatsächlich umsetzen zu können. Die Jahre in Bodenmais waren – trotz damals extremer Herausforderungen – die besten Jahre meines Lebens. Zweitens habe ich mir viel Gedanken über die Zukunft von Bodenmais gemacht. Wenn ich heute durch den Ort gehe oder fahre, juckt es mich an vielen Stellen einfach wieder massiv in den Fingern. Ja, ich würde wahnsinnig gerne wieder anpacken!“
Geheilt von "höheren Ämtern"
Höhere Ämter wie Jahre zuvor strebt der heute 38-Jährige nicht mehr an, er habe damals zwar viel lernen dürfen als Landrat, persönlich habe ihm die Zeit aber nicht gutgetan. „Ich bin von höheren politischen Ämtern heute definitiv geheilt. Um es deutlich zu sagen: Im Falle eines Wahlsiegs wäre mein Platz in Bodenmais – und bliebe es auch.“ Mit Adam bewerben sich insgesamt drei Kandidaten für das Amt, der Ausgang der Wahl ist also völlig offen. Die SPD vor Ort rechnet sich trotzdem gute Chancen für Adam aus, denn damals als Bürgermeister habe er Bodenmais aus einer schweren Krise geführt, er habe also bereits bewiesen, dass er gut für die Marktgemeinde sei.