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Neuer Kurs für queere Gleichberechtigung Florian Winkler-Schwarz wechselt zum LSVD Berlin-Brandenburg

mg - 07.02.2025 - 12:50 Uhr

Nach acht Jahren an der Spitze des legendären queeren Clubs SchwuZ in Berlin schlägt Florian Winkler-Schwarz ein neues Kapitel auf: Ab März 2025 übernimmt er die Geschäftsführung des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Berlin-Brandenburg. Die Personalie sorgt für Aufmerksamkeit, schließlich bringt Winkler-Schwarz nicht nur Erfahrung in der Club- und Kulturszene mit, sondern auch eine lange Historie als Aktivist und Journalist. Welche Impulse wird er in seiner neuen Position setzen?

 

Vom Clubmanager zum Verbandschef

Florian Winkler-Schwarz war seit 2016 Geschäftsführer des SchwuZ, einem der ältesten und bekanntesten queeren Clubs Deutschlands. Während seiner Amtszeit gelang es ihm, das SchwuZ als sicheren Raum für die LGBTIQ+-Community zu etablieren und die Veranstaltungskultur der Stadt nachhaltig mitzugestalten. Unter seiner Leitung erlebte der Club nicht nur eine wirtschaftliche Stabilisierung, sondern entwickelte sich auch inhaltlich weiter – mit Formaten, die queere Themen über das Nachtleben hinaus in die Gesellschaft trugen.

Parallel dazu engagierte sich Winkler-Schwarz als Journalist und HIV-Aktivist. Mit seinem Blog "flosithiv.com" setzte er sich intensiv mit HIV-Prävention, Aufklärung und gesellschaftlichen Debatten auseinander. Sein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Entstigmatisierung von HIV-positiven Menschen. Diese Expertise wird auch in seiner neuen Rolle beim LSVD von Bedeutung sein.

 

Herausforderungen beim LSVD Berlin-Brandenburg

Der LSVD Berlin-Brandenburg gehört zu den wichtigsten politischen Interessensvertretungen der LGBTIQ+-Community in Deutschland. Seit Jahrzehnten setzt sich der Verband für rechtliche Gleichstellung, Antidiskriminierung und gesellschaftliche Akzeptanz ein. Dennoch steht der LSVD vor großen Herausforderungen: Während einige rechtliche Fortschritte, wie die Ehe für alle, erreicht wurden, nehmen gesellschaftliche und politische Gegenbewegungen wieder zu.

Mit Florian Winkler-Schwarz übernimmt ein Manager das Steuer, der aus einer aktivistischen und kulturellen Perspektive kommt. Dies könnte für den Verband eine inhaltliche Neuausrichtung bedeuten – hin zu mehr direktem Community-Bezug und innovativen Kampagnenformaten. "Die Arbeit des LSVD hat mich immer inspiriert. Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen in Kultur, Medien und Aktivismus nun in eine politische Organisation einzubringen", sagte Winkler-Schwarz in einem Statement.

 

Neue Impulse für die queere Bewegung?

Ein Kernanliegen des LSVD ist es, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und politische Veränderungen zu bewirken. In Berlin und Brandenburg gibt es nach wie vor Probleme mit queerfeindlicher Gewalt, struktureller Benachteiligung und unzureichender Aufklärung. Winkler-Schwarz könnte neue Akzente setzen.

 

Reaktionen aus der Community

Der Wechsel von Florian Winkler-Schwarz zum LSVD wurde in der queeren Szene überwiegend positiv aufgenommen. "Florian hat im SchwuZ bewiesen, dass er queere Räume nicht nur verwalten, sondern auch weiterentwickeln kann. Ich bin gespannt, wie er das beim LSVD umsetzen wird", kommentierte eine langjährige Clubbesucherin in sozialen Medien.

Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen. Einige Aktivisten befürchten, dass Winkler-Schwarz zu sehr aus einer urbanen Berliner Perspektive argumentiert und die Bedürfnisse queerer Menschen in Brandenburg nicht ausreichend berücksichtigt. Tatsächlich bleibt abzuwarten, wie der neue Geschäftsführer den Spagat zwischen Großstadt-Community und ländlichen Strukturen meistern wird.

 

Ausblick: Was bringt die Zukunft?

Mit dem Antritt von Florian Winkler-Schwarz als Geschäftsführer des LSVD Berlin-Brandenburg beginnt eine spannende Phase für den Verband. Wird er es schaffen, die politische Arbeit des LSVD moderner und kreativer zu gestalten? Wird er neue Zielgruppen ansprechen und progressive Akzente setzen?

Eines ist sicher: Die Herausforderungen für die LGBTQ+-Community sind trotz vieler Erfolge nicht geringer geworden. Der neue Geschäftsführer hat die Chance, mit innovativen Ideen und einem frischen Ansatz die queere Bewegung weiter voranzubringen – nicht nur in Berlin, sondern in ganz Brandenburg und darüber hinaus.

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