Neue Razzia in Moskau Stundenlange demütigende Untersuchungen im Club
Erneut ist es in Moskau zu einer Razzia in einem Club mit LGBTIQ+-Publikum gekommen. Die maskierten Ermittler stürmten offenbar schwer bewaffnet eine sogenannte „Kissing Party“ und setzten die Gäste für mehrere Stunden fest.
Fahndung nach queeren Gästen
Laut dem Newsportal Baza stufte die Behörde die Party allem Anschein nach als „nicht traditionell“ ein und ging deswegen gegen das Event im Nachtclub „Graphite“ im Osten der russischen Hauptstadt vor. Gezielt soll die Polizei dabei nach Menschen Ausschau gehalten haben, die homosexuell oder queer hätten sein können. Man habe demnach nach „ungewöhnlichem Aussehen“ gefahndet. Einem Gast wurde so beispielsweise ein rosafarbener Gürtel weggenommen, weil dieser als „zu unmännlich“ angesehen wurde.
Während die Polizei auf Rückfrage erklärte, dass bei der Razzia in erster Linie die Suche nach Drogen im Vordergrund gestanden habe, berichtete kurz darauf der Kreml-nahe Sender REN TV, dass gezielt gegen Verstöße des Anti-Homosexuellen-Gesetzes gesucht worden sei. Zudem sei im Rahmen der Definition von LGBTIQ+ als Terrororganisation auch nach „queeren Terroristen“ gefahndet worden. Organisiert worden war die Party demnach von der Gruppe Kissbarclub, eine Eventreihe, die sich selbst als „Dating-Club, der lebhafte Partys organisiert, um Menschen dabei zu helfen, sich in einer angenehmen Atmosphäre zu treffen” beschreibt. Dabei werden Partygänger dazu ermutigt, Fremde bei den Kissing Partys zu küssen.
Festgehalten und geschlagen
Einmal mehr soll die Polizei dabei mit brachialer Gewalt gegen die Gäste vorgegangen sein, wie Videoaufnahmen online sowie bei REN-TV als auch bei Baza zeigen. Über vier Stunden lang wurden die Partyleute im Club festgehalten und mehrfach durchsucht und geschlagen – sie mussten dabei die ganze Zeit über mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen. Nach Zeugenaussagen sollen auch alle Handy untersucht und gegebenenfalls beschlagnahmt worden sein. Ob es zu weiteren Verhaftungen im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen gekommen ist, ist aktuell unklar. Die Gäste selbst durften nach dem mehrstündigen Martyrium die Partylocation verlassen. Anklage wurde gegen die Veranstalter erhoben, sie hätten das Event nicht vorab ordnungsgemäß angemeldet.