Neue HIV-Kampagne Steigende HIV-Zahlen sind auch für Deutschland eine Gefahr
In dieser Woche startete die neue Kampagne „Gemeinsam. Gerade jetzt.“, ein Projekt zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, ins Leben gerufen von mehreren Fachverbänden, allen voran dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) sowie der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS). Das Ziel sei es dabei, ein „deutliches Zeichen gegen das zunehmend polarisierte gesellschaftliche Klima“ zu setzen. Bundesregierung und Gesellschaft werden dabei zu einem entschlossenen Handeln aufgefordert.
Vergessen und stigmatisiert
Das große Problem: Das Thema HIV scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten, auch politisch, nachdem zuletzt die US-Regierung die Gelder im Bereich Forschung und Prävention stark zurückgefahren hat – und die Entwicklungshilfe im Rahmen von USAID ganz beendet wurde. Nach Schätzungen von UNAIDS werden bei anhaltenden Kürzungen in den nächsten vier Jahren rund vier Millionen Menschen deswegen an Aids sterben und sich sieben weitere Millionen dadurch bis 2029 neu mit HIV infizieren.
Dr. Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit dazu: „HIV-positive Menschen haben ein Recht auf medizinische Versorgung und ein Leben ohne Stigmatisierung und Diskriminierung. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit dieser Kampagne ein. Wir dürfen außerdem nicht vergessen: Viren kennen keine Grenzen. Wenn die Zahl von HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen wieder zunimmt, wird sich das auch in Deutschland zeigen. Deshalb muss der globale Einsatz gegen HIV bestehen bleiben.“ Laut dem Robert Koch-Institut gibt es derzeit rund 97.000 Menschen mit HIV in der Bundesrepublik, rund 8.200 Personen wissen nichts von ihrer Infektion. Zuletzt stiegen die Fallzahlen bei schwulen und bisexuellen Männern wieder leicht an.
Mehr Solidarität weltweit
Anne von Fallois, Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, erklärte zudem: „Angesichts der aktuellen Bedrohung von Leben und Gesundheit vieler Menschen stellen wir die ursprüngliche Kernbotschaft des Welt-Aids-Tages in den Vordergrund: Solidarität. Die Welt könnte Aids bis 2030 beenden – wir haben das Wissen und die Mittel dafür. Jetzt aber müssen wir wieder für das Nötigste kämpfen. Dazu tragen wir an vielen Orten ganz konkret bei. Aber am Ende trifft die Politik die Entscheidungen über Gelingen oder Scheitern der globalen Maßnahmen gegen HIV.“
Die neue Kampagne will mittels Plakaten die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft für HIV und Aids steigern. „Stell dir vor, eine Pandemie bedroht die Welt und die Welt schaut weg“, so eine der zentralen Fragen. Menschen werden dazu eingeladen, sich in die Lage anderer Personen, Betroffener, HIV-Positiver und Mitglieder der Community hinzuversetzen, die besonders stark unter Diskriminierung und Anfeindungen leiden. Die Fachverbände weisen in diesem Zusammenhang überdies daraufhin, dass bis heute in der deutschen Bevölkerung noch immer vielerorts irrationale Berührungsängste gegenüber Menschen mit HIV existieren. In der Studie „Positive Stimmen 2.0“ berichteten zuletzt 95 Prozent der HIV-positiven Befragten von diskriminierenden Erfahrungen.