Nachtclub Pulse Unwürdiger Streit um das folgenschwerste Attentat der LGBTI*-Geschichte
Seit rund sieben Jahren wird inzwischen darüber diskutiert, ob der ehemalige Nachtclub Pulse in Orlando im US-Bundesstaat Florida eine dauerhafte Gedenkstätte werden soll. Nun scheint sich endlich eine Lösung abzuzeichnen, die dem grausamen Amoklauf würdig erscheint – bis heute ist das Attentat auf den Gay-Club im Jahr 2016 das folgenschwerste seit 9/11 in den USA und das bis heute schwerste in der amerikanischen LGBTI*-Geschichte. Insgesamt 49 LGBTI*-Menschen starben, 53 weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt, als der Islamist Omar Mateen im Club aus Hass auf Homosexuelle das Feuer eröffnete, bevor er rund zwei Stunden später von Polizisten erschossen worden war.
Unwürdiger Streit ums Geld
Am Ort des Geschehens befindet sich bis heute eine eher provisorische Gedenkstätte, was unter anderem auch mit der Clubbesitzerin Barbara Poma zu tun hat. Poma hatte sich bis dato geweigert, das Grundstück zu verkaufen und half indes bei der Gründung der Stiftung onePULSE Foundation – angedacht war dabei auch der Bau eines Museums am Ort der Schießerei. Offensichtlich kam es dabei aber immer wieder auch zu Streitigkeiten rund um die Finanzen, inzwischen gehen Stiftung und Eigentümerin getrennte Wege.
Für viele Hinterbliebene der Opfer und Überlebende des Attentats ist dies bis heute eine untragbare und vor allem unwürdige Situation – zuletzt wurden so die Forderungen immer lauter, endlich eine Einigung zu erzielen.
Stadt will Grundstück kaufen
In dieser Woche nun schaltete sich der Bürgermeister von Orlando, Buddy Dyer, ein und erklärte, die Stadt selbst wolle für zwei Millionen US-Dollar den Club kaufen und eine „würdige Gedenkstätte“ ohne Museum errichten. Aufgrund der bisherigen Streitigkeiten mit der Eigentümern war dies zunächst an einem anderen Platz angedacht, was für viele Überlebende erneut einem Schlag ins Gesicht gleichkam. Nun sind die Hoffnungen groß, dass endlich final eine gute Lösung gefunden werden kann.
„Wir hatten vor kurzem die Gelegenheit, uns mit einigen Familienmitgliedern der Opfer sowie mit Überlebenden zu treffen und ihnen zuzuhören. Sie äußerten den starken Wunsch nach einer dauerhaften Gedenkstätte am Standort des Pulse. Der Schmerz und die Trauer, die sie - nun mehr als sieben Jahre nach der Tragödie - mit uns teilten, haben uns in unserer Überzeugung bestärkt, dass die 49 Engel eine dauerhafte Gedenkstätte auf dem Pulse-Gelände verdient haben“, so Bürgermeister Dyer in seiner Erklärung.
Überlebende hoffen auf schnelle Umsetzung
Brandon Wolf, ein Überlebender der Schießerei, erklärte dazu: „Es ist an der Zeit, einen dauerhaften Ort zu schaffen, der für und von der Gemeinschaft geschaffen wurde, an dem die Menschen trauern, nachdenken und die Opfer ehren können.“ Und der Überlebende Orlando Torres ergänzt: „Ich bin froh und glücklich, dass endlich etwas getan wird; ich kann mich nicht mehr auf Barbara und die onePULSE Foundation verlassen. Es hat sieben Jahre zu lange gedauert, jetzt sind es schon acht Jahre. Hoffentlich kann die Stadt Orlando die Gedenkstätte bald errichten.“
Scharfe Kritik an Club-Besitzerin
Immer wieder brandete auch bei anderen Überlebenden der Unmut über die Pulse-Eigentümerfamilie Poma auf, die sich jetzt mit dem Verkauf erneut bereichern würde. Der Überlebende Chris Hansen erklärte so: „Wie können die Pomas es wagen, zu denken, dass es in Ordnung ist, weiterhin auf unsere Trauer, unseren Schmerz und unsere Qualen zu bauen und deswegen abzukassieren? Wie können sie es wagen, ihr Leben zu bereichern mit Geldern, die eigentlich zur Verfügung stehen sollten, um uns überlebenden Opfern der Schießerei im Pulse Nightclub und deren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. Unsere 49 geliebten Engel haben es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten und einen dauerhaften Ort zum Tanzen zu haben, an dem ihre Angehörigen, Freunde und unsere Gemeinschaft Tribut, Liebe, Trost, Unterstützung und Trauer teilen können.“