Mordfall Alessandro Coatti Auch nach dem neusten Fahndungserfolg ist die Trauer groß
Der grausame Mord an dem schwulen Wissenschaftler Alessandro Coatti (✝38) schockte im April dieses Jahres die Community und viele Freunde und Kollegen. Der Italiener hatte 2014 am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in München als Doktorand gearbeitet und war danach als leitender Referent zur Royal Society of Biology in London gewechselt. Ende 2024 verließ er die Organisation, um in Ecuador ehrenamtlich zu arbeiten und Südamerika zu bereisen – Kolumbien wurde dem 38-Jährigen dann zum Verhängnis.
Ein Date mit tödlichen Folgen
Die Polizei hatte am 3. April Leichenteile des Biologen verstreut an mehreren Plätzen in der Hafenstadt Santa Marta im Norden des Landes gefunden. Sein Kopf sowie seine Hände und Füße waren in einem Koffer in der Nähe des Sierra Nevada-Stadions gefunden worden, weitere Körperteile wurden dann einige Kilometer entfernt an einer Brücke entdeckt. Anfangs waren die leitenden Ermittler davon ausgegangen, dass Coatti das Opfer zweier rivalisierender Gangsterbanden geworden war, dann stellte sich heraus, dass der schwule Mann offenbar mittels einer App und der bekannten Dating-Masche Opfer von Kriminellen geworden sein muss.
Im Juni dann konnte die Polizei vier Tatverdächtige festnehmen, die an dem Mord beteiligt gewesen sein sollen. Nach den jüngsten Ermittlungen wurde der Italiener über Grindr angeschrieben und schlussendlich in eine Falle gelockt. Die Polizei konnte jetzt den mutmaßlichen Haupttäter und Lockvogel festnehmen, einen 42-jährigen Mann namens Uber Etilvio Torres García. Er soll sich mit Coatti verabredet haben. Als Beweismittel fungiert unter anderem ein Foto, das am Tag des Verschwindens des Wissenschaftlers aufgenommen worden ist – es zeigt den Italiener zusammen mit García am Strand der Hafenstadt. Nach Einschätzung der Polizei lockte der 42-Jährige ihn anschließend wahrscheinlich mit dem Versprechen auf Sex in ein Haus in San José del Pando, nur wenige Kilometer entfernt. Dort sollen die anderen Bandenmitglieder bereits auf ihn gewartet haben.
Ein Polizeisprecher erklärte, man gehe davon aus, dass sie Coatti geschlagen, geknebelt und betäubt haben und die Herausgabe seiner Bankkartendaten verlangten. Die kolumbianischen Ermittler konnten in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft in Rom und den italienischen Carabinieri die Bewegungsdaten von Coattis Handy auslesen und so das Versteck der mutmaßlichen Mörder aufdecken.
Tiefe Trauer bei Familie und Kollegen
Coattis Familie in Italien erklärte nach der Festnahme des mutmaßlichen Haupttäters gegenüber der britischen Times, dass sie trotzdem noch immer nicht mit dem Tod ihres Sohnes abschließen können: „Wir leben von Tag zu Tag und finden immer noch keine Erklärung für das, was passiert ist. Es scheint immer noch nicht wahr zu sein, es ist etwas, mit dem wir uns noch nicht abgefunden haben“, so der Vater des Wissenschaftlers.
Der Molekularbiologe wurde von seinen Kollegen in London als „witzig, warmherzig und intelligent“ beschrieben. Coatti sei jemand gewesen, der „von allen, mit denen er zusammenarbeitete, geliebt wurde“. Prof. Gilles Laurent vom Münchner Max-Planck-Institut hatte überdies erklärt: „Es versteht sich von selbst, dass niemand ein solch grausames Schicksal verdient – aber es ist besonders schwer zu begreifen, wie so etwas einem Menschen widerfahren konnte, der so freundlich, aufgeschlossen, optimistisch, positiv, enthusiastisch und herzlich war wie Ale. Unsere Herzen sind bei seinen Eltern und seiner Familie, und wir können nur unser tiefstes Mitgefühl und unsere Trauer ausdrücken. Wir werden sein Andenken bewahren – sein Lächeln, seine Neugier, seine Wärme. Dies ist ein zutiefst tragisches Ende eines schönen Lebens.“