Mord aus Schwulenhass Der tschetschenische Präsident Kadyrow soll die Ermordung des Sängers Bakaev befohlen haben!
Das spurlose Verschwinden des beliebten tschetschenischen Sängers Zelimkhan Bakaev (25) vor rund sechs Jahren sorgte damals international für Aufsehen – der schwule, erfolgreiche Popstar war im August 2017 zur Hochzeit seiner Schwester von Russland zurück in seine Heimat Tschetschenien gereist – dort verlor sich seine Spur. Die LGBTI*-Menschenrechtsorganisation NC SOS Crisis Group aus dem Nordkaukasus hat nun weitere mögliche Details veröffentlicht – die Hinweise verdichten sich, dass Bakaev auf Befehl des Präsidenten der der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, gefoltert und ermordet worden ist.
Lügengeschichten rund um Bakaevs Tod
Kurz nach seinem Verschwinden hatte der extrem homophobe Präsident im Januar 2018 in einer eher wirren TV-Rede von der Ermordung des jungen Sängers gesprochen, eine Beteiligung seinerseits allerdings ausgeschlossen und schlussendlich erklärt, die eigene Familie hätte Bakaev aus Scham über seine Homosexualität ermordet. Bakaevs Vater bestreitet dies bis heute. Zuvor hatten die tschetschenischen Behörden mit eindeutig gefälschten YouTube-Videos noch versucht zu belegen, dass der junge Sänger sich in Deutschland aufhalten würde.
Präsident befahl, den schwulen Sänger „fertig zu machen“
Offenbar hat sich laut NC SOS Crisis Group nun die Beweislage verdichtet, dass Bakaev vom tschetschenischen Geheimdienst beschattet worden war, um Details über seine Homosexualität zu sammeln. Als klar war, dass der junge Sänger tatsächlich schwul ist, soll Präsident Kadyrow „persönlich beleidigt“ gewesen sein, denn bei einem Pressetermin hatten sich die beiden Männer die Hände geschüttelt und miteinander gesprochen. Kadyrow habe den Geheimdienst daraufhin angewiesen, den Sänger „fertig zu machen“, so ein ehemaliger Sicherheitsbeamter gegenüber der LGBTI*-Organisation.
Bakaev soll über einen längeren Zeitraum immer wieder gefoltert und anschließend ermordet worden sein. Der Leichnam soll anschließend seiner Familie übergeben worden sein mit der Bedingung, den schwulen Mann im Erdboden „wie einen Hund zu verscharren“ und ihm kein richtiges Begräbnis zuteilwerden zu lassen.
Systematische Schwulenverfolgung
Schwule Männer stehen seit Jahren im Zentrum der brutalen Säuberungsaktionen in Tschetschenien, Human Rights Watch oder auch Amnesty International gehen von hunderten homosexuellen Opfern in den letzten Jahren aus, die grausam gejagt, gefoltert, in Arbeitslagern malträtiert und schlussendlich ermordet worden sein sollen. Immer wieder machen Polizisten inkognito auch in schwulen Chatrooms Jagd auf homosexuelle Männer – kommt es zu einem vermeintlichen Date, werden die Opfer festgenommen. Unter Elektroschocks sollen sie dann die Namen weiterer Homosexueller bekanntgeben.
Obwohl die Beweislage der Gräueltaten erdrückend ist, streitet die Regierung rund um Staatschefs Kadyrow die Taten mit der simplen Begründung ab, es gebe in Tschetschenien gar keine schwulen Männer, man könne sie daher auch gar nicht jagen. Im Einzelfall würden sich dabei ansonsten die Familien selbst um die „Schande“ kümmern, die Behörden müssten daher gar nicht erst eingreifen. Bakaev ist bis heute das berühmteste Opfer der Schwulensäuberungen in Tschetschenien, hunderte namenlose weitere Männer folgten ihm allem Anschein nach seit 2017 in den Tod.