Direkt zum Inhalt
Millionenschulden beim CSD

Millionenschulden beim CSD 1,48 Millionen Euro offene Rechnungen beim Manchester Pride

ms - 05.11.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Vor knapp zwei Wochen schockte die Nachricht die britische Community, dass der Manchester Pride pleite ist – nun offenbart eine Recherche der BBC das ganze Ausmaß der Misswirtschaft der Veranstalter. Bisher war noch die Rede von „mehreren tausend Pfund“ gewesen, die nicht bezahlt werden können, nun zeigt sich: Die CSD-Organisation schuldet Künstlern, Lieferanten und Mitarbeitern eine Gesamtsumme von mindestens rund 1,3 Millionen britischen Pfund, umgerechnet etwa 1,48 Millionen Euro. 

Offene Rechnungen bei Popstars 

Bereits Mitte Oktober meldete der Pride-Verein Insolvenz an, zu diesem Zeitpunkt hofften viele Betroffene noch, wenigstens einen Teil ihrer offenen Rechnungen erstattet zu bekommen. Dies dürfte sich jetzt als Wunschdenken herausstellen. In den letzten zwei Wochen meldeten sich auch immer mehr Mitarbeiter, die für ihre Arbeit gar nicht bezahlt worden waren. Der aktuelle Finanzbericht umfasst laut der BBC inzwischen 182 Unternehmen und Einzelpersonen, denen Beträge zwischen 30 und 330.000 britischen Pfund zustehen.

Auf der Liste der geprellten Menschen stehen auch bekannte Namen wie die kanadische Sängerin Nelly Furtado – hier ist eine Rechnung von rund 145.000 £ offen. Ein anderer bekannter Name ist der Popstar Olly Alexander, seinem Management schulden die CSD-Macher noch 48.000 £. Die Pride-Veranstalter bezahlten auch nicht für die Bereitstellung der Ersten Hilfe und der medizinischen Versorgung, für die Sicherheitsfirma oder für den Veranstaltungsort zur Mardi-Gras-Party – allein bei letztem sind rund 330.000 £ offen. 

Misswirtschaft über Jahre? 

Nach Einschätzung der Finanzprüfer habe das CSD-Team immer verzweifelter versucht, die Zukunft des Prides trotz der enormen Verluste zu sichern. Dabei betonten die Veranstalter selbst mehrfach, dass die Ticketverkäufe für die Pride-Events hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Zudem war die Rede von „steigenden Kosten“.  Die Situation indes ist offenbar nicht gänzlich neu, bereits zum dritten Mal in Folge verzeichnete die Organisation einen Verlust. 2023 war von einem Minus von fast 500.000 £ die Rede gewesen. Zudem war mehrfach Kritik laut geworden, dass sich die Chefs der Pride-Vereins anscheinend hohe Gagen auszahlen hatten lassen, zuletzt soll der damalige Geschäftsführer eine Gehaltserhöhung von 20.000 £ erhalten haben. 

Letzte Hoffnung Euro-Pride

Die letzten Hoffnungen beruhten dann anscheinend auf die mögliche Ausrichtung der Euro-Pride 2028, die Zusage hätte wahrscheinlich „erhebliche Fördermittel und Sponsoring-Unterstützung“ bedeutet, die die Verluste des Prides hätten ausgleichen sollen. Der Zuschlag für die Euro-Pride ging indes erstmals nach Irland. Tags darauf kam es zur Krisensitzung und schlussendlich zum Insolvenzantrag des Vereins. Der Manchester Pride war mit rund 100.000 Besuchern eine der größten LGBTIQ+-Veranstaltungen Großbritanniens, nur London und Brighton zogen noch mehr Teilnehmer an. Der Stadtrat von Manchester hat inzwischen erklärt, dass man „ein neues Kapitel” für die Veranstaltung unterstützen werde, und hofft, dass der Pride 2026 unter neuer Leitung wieder stattfinden kann.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nach Hakenkreuz-Skandal

AfD scheitert erneut

Der parteilose Daniel Born durfte nach dem Hakenkreuz-Eklat vor vier Monaten erneut über die Wahl von AfD-Vertreterinnen und -Vertretern abstimmen.
Rückschritt für Paare

Bruch mit Gleichbehandlungsregel

Der Gesetzesentwurf von Claudio Borghi, die Hinterbliebenenrente in zivilen Lebensgemeinschaften abzuschaffen, sorgt in Italien für große Debatten.
Kostenabwägung in der Medizin

Debatte zu Versorgungsethik

Die Frage, ob sehr alte Menschen weiterhin kostspielige Medikamente erhalten sollten, führte zu breitem Protest aus Kreisen des Patientenschutzes.
Trotz Fahndung unauffindbar

Debatte um Selbstbestimmungsgesetz

Nach zweieinhalb Monaten Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor als Sven Liebich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, verschwunden.
Menschenrechtslage in Malawi

UN überprüft Schwulen-Verbot

Malawi in Ostafrika muss sich vor den Vereinten Nationen jetzt für die Schwulen-Verbote verantworten, die bis heute Haftstrafen von 14 Jahren vorsehen
Homo-Ehe in den USA

Der Kampf ist nicht vorbei

Der US-Supreme Court stärkte die Homo-Ehe in dieser Woche, doch christliche Hardliner betonten jetzt: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.
Flucht nach Argentinien

Genug von Putins Hass auf LGBTIQ+

Mehrere tausend homosexuelle und queere Russen sind 2025 nach Argentinien emigriert – ein Leben in ihrer Heimat scheint immer mehr unmöglich zu sein.