Mehr Einsatz für HIV Ärzte und Fachpersonal sollen besser geschult werden im Umgang mit HIV-Positiven
Die Bundesärztekammer will sich verstärkt gegen die Diskriminierung im Umfeld von HIV einsetzen, denn noch immer werden aufgrund von Stigmatisierung in der Gesellschaft und Ängsten der persönlich Betroffenen zu viele Diagnosen viel zu spät gestellt, sodass viele Krankheitsverläufe von Menschen mit HIV wesentlich negativer ablaufen, als sie dies aufgrund der medizinischen Möglichkeiten eigentlich müssten. Immer wieder betonen Fachärzte und HIV-Forscher, dass zwei Aspekte maßgeblich sind, wenn Menschen lange mit Blick auf eine hohe Lebenserwartung mit HIV leben wollen: Die frühzeitige Diagnose auf der einen Seite und die lückenlose Therapie auf der anderen.
Aktuell leben rund 10.000 Menschen in Deutschland, die nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Diese Personen sind nicht nur eine Gefahr für ihre eigene Gesundheit, sondern können das Virus auch unwissend weitergeben. „Seit Jahren wird rund ein Drittel der Neudiagnosen erst bei fortgeschrittenem Immundefekt gestellt, etwa 15 Prozent der Diagnosen erfolgen sogar erst bei aidsdefinierenden Symptomen. Einer der Gründe, sich nicht testen zu lassen, ist weiterhin die Angst vor Diskriminierung (…) Erlebte oder befürchtete negative Reaktionen können dazu führen, dass Menschen sich nicht auf HIV testen lassen und dass Menschen mit HIV nicht offen und selbstbewusst mit ihrer Infektion umgehen“, so Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, der zudem betont: „Die Gründe für Diskriminierung sind unterschiedlich. Zum einen können Vorurteile die Ursache sein, da viele HIV-Patienten Personengruppen angehören, die aufgrund bestimmter Merkmale in unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden. Zum anderen dürften Furcht vor Ansteckung oder Unsicherheiten zu ungewollter Diskriminierung führen.“
Doch auch Menschen mit einem bekannten HIV-Status erleben bis heute Diskriminierung, die auch hier oftmals nicht folgenlos bleibt, wie Sylvia Urban, Vorstand der Deutschen Aidshilfe, erklärt: „Trotz der erheblichen therapeutischen Fortschritte und einer guten medizinischen Versorgungslage in Deutschland berichten Menschen mit HIV, dass sie aufgrund ihrer Infektion auch im Gesundheitswesen Diskriminierung erfahren. Dabei geht es nicht nur um Erfahrungen wie zum Beispiel eine verweigerte Behandlung. Auch unnötige Hygienemaßnahmen oder die – zum Teil auch unbedachte – Preisgabe sensibler Informationen zum Beispiel auf Überweisungsscheinen werden als diskriminierend empfunden.“ Um dagegen vorzugehen, hat die Bundesärztekammer in Zusammenarbeit mit der Deutschen Aidshilfe jetzt eine Broschüre veröffentlicht, die für medizinisches Personal und Ärzte gedacht ist. Ziel ist es, dass alle, an der Versorgung von HIV-positiven Menschen beteiligten Personen Patienten mit vielfältigen sexuellen, sprachlichen und kulturellen Hintergründen bedürfnisgerecht und diskriminierungsfrei begegnen können. Je weniger Diskriminierung Menschen befürchten oder erfahren müssen, desto eher lassen sie sich auch frühzeitig testen und behandeln. Dabei betonen die beiden Organisationen auch, dass sich Deutschland wie alle Mitglieder der Europäischen Union zu den sogenannten Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet hat, die besagen, HIV, Hepatitis und weitere sexuell übertragbare Infektionen bis 2030 einzudämmen. Konkret bezeichnet man das Vorhaben als die 95-95-95-0-Ziele der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030: 95 Prozent aller HIV-Infizierten kennen ihre Diagnose, 95 Prozent davon werden behandelt, 95 Prozent davon haben eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze und 0 Prozent werden aufgrund ihrer Infektion diskriminiert. Alle Informationen und die Broschüre selbst gibt es zum Download bei der Deutschen Aidshilfe online.