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Mahnwache in London

Mahnwache in London Ein Mord, der England und die britische Community veränderte

ms - 15.10.2025 - 14:00 Uhr
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Mit einer Mahnwache wird heute Abend in London an Jody Dobrowski (✝24) gedacht – der junge Mann wurde heute vor zwanzig Jahren im Clapham Common im Süden der Stadt grausam totgeschlagen. Der kaltblütige homophobe Mord schockte 2005 das Vereinigte Königreich und prägte eine ganze Generation von Schwulen und Lesben. Die Erinnerung daran kommt zu einer Zeit, in der in England die Fälle von Hasskriminalität und Angriffe auf Homosexuelle Rekordzahlen verzeichnet. Die Frage, die sich vielerorts heute auf der Insel gestellt wird, ist somit auch: Wie konnte es soweit kommen? Und wie hat sich dieses Land in den letzten zwanzig Jahren verändert?  

Grausame Attacke in der Nacht

Der junge stellvertretende Barmanager Dobrowski war in Nacht zum 15. Oktober 2005 kurz nach Mitternacht von zwei Männern auf offener Straße attackiert worden, einfach deswegen, weil er schwul war. Dobrowski hatte Freunde besucht und war auf dem Heimweg. Die beiden Täter waren im Viertel gezielt unterwegs gewesen, um Schwule zu attackieren – die Ecke galt damals auch als Cruising-Gebiet in der Gay-Community. Mit Schlägen und Tritten prügelten die Täter immer wieder auf den jungen Londoner ein und beschimpften ihn währenddessen fortwährend. Eine Zeuge gab später zu Protokoll, wie einer der Täter sagte: „Wir mögen hier keine Schwuchteln und deshalb können wir dich umbringen, wenn wir wollen.“ 

Schlussendlich ließen sie ihn blutend und bewusstlos am Straßenrand zurück. Kurz darauf verstarb Dobrowski in den frühen Morgenstunden im Krankenhaus. Der 24-Jährige war so schwerwiegend verletzt worden, dass der leitende Pathologe nicht feststellen konnte, wie oft er tatsächlich geschlagen worden war, aber 33 Verletzungen an Kopf, Gesicht, Ohren und Hals identifizierte, darunter auch eine gebrochene Nase und eine Schwellung des Gehirns. Die beiden Täter hatten den Barmanager so stark entstellt, dass auch seine Familie ihn anhand seines Gesichts nicht mehr identifizieren konnte. Nur mittels Fingerabdrücken konnte sein Identität schlussendlich bestätigt werden. Ein Polizeibeamter am Tatort beschrieb sein Aussehen als „blutigen, geschwollenen Brei“.

Die Tat veränderte Großbritannien

Die beiden Angreifer, Thomas Pickford und Scott Walker, bekannten sich im Mai 2006 vor dem Strafgericht Old Bailey des Mordes an Dobrowski schuldig und wurden zu lebenslanger Haft mit einer Mindeststrafe von 28 Jahren verurteilt. Für beide Männer war es nicht der erste Angriff auf einen Homosexuellen gewesen, zwei Wochen vor dem Mord hatten sie bereits einen anderen schwulen Mann attackiert und beleidigt, dieser überlebte die Tat glücklicherweise.  

In Großbritannien sorgte der Fall über Wochen hinweg für Empörung und Wut innerhalb der Gesellschaft – schlussendlich wurde auch der Abschnitt 146 des Strafgesetzbuches überarbeitet, sodass seitdem härtere Strafen und Urteile bei jenen Straftaten möglich sind, die durch die sexuelle Orientierung der Opfer motiviert oder verschärft werden.

Zwanzig Jahre später gedenken nun viele Menschen am Clapham Common in London innerhalb wie außerhalb der Community heute Abend Dobrowski mit einer Mahnwache unter dem Motto „Shine On: Jody Dobrowski“. Eingebettet wurde der heutige Gedenktag in eine Nationale Woche zur Sensibilisierung von Hassverbrechen. Wie wichtig das ist, zeigt ein Beispiel direkt vor Ort: Im Jahr 2024 wurde die Gedenkbank zu Ehren von Dobrowski verwüstet. Die Menschen aus der Region restaurierten daraufhin die Bank eigenständig wieder. 

Gedenken gegen Hass und Schweigen

Im Vorfeld zur Mahnwache heute erklärten bereits mehrere Politiker, dass es von „entscheidender Bedeutung“ sei, das Bewusstsein für Angriffe auf die Community zu schärfen und die Meldebereitschaft zu verbessern – rund 90 Prozent aller Attacken gegen Schwule, Lesben und queere Menschen werden bis heute aus Angst vor der Polizei und aus Scham nicht angezeigt. Zudem bedürfe es einer besseren Unterstützung von Überlebenden, so die weiteren Forderungen. Zuletzt verzeichnete die Polizei von England und Wales rund 19.100 Hassverbrechen gegen Schwule und Lesben – ohne die Attacken aus der Landeshauptstadt. Die Metropolitan Police in London änderte ihr Dokumentationssystem, sodass die Daten nicht Einzug in die Statistik fanden. 

Einer der Organisatoren von „Best of Clapham“ erklärte zum heutigen Gedenken: „In diesem Jahr dient die Mahnwache nicht nur dazu, Jody zu gedenken, sondern auch zu zeigen, dass unsere Gemeinde sich nicht durch Angst oder Hass zum Schweigen bringen lässt. Lasst uns gemeinsam strahlen und das Mitgefühl, die Inklusion und die Kraft feiern, die uns verbinden. Der Mord an Jody bleibt ein schmerzliches Symbol für homophobe Gewalt, aber er ist auch ein Aufruf zum Handeln und zu Empathie.“ 

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