Lustvolles Oktoberfest Die letzten Tage des Volksfestes in München versprechen erotische Highlights
In diesen Tagen steuert das Münchner Oktoberfest unweigerlich einmal mehr auf seinen Höhepunkt zu. Für die Gay-Community gibt´s die Proud- und Prosecco-Wiesn und zuletzt den Schwulen Wiesn-Ausklang im Schottenhamel. Eines ist klar: Entweder man liebt oder hasst das größte Volksfest der Welt inklusive der Alkoholleichen, die singend bereits tagsüber durch die Innenstadt torkeln und abends gerne einmal fremde Grundstücke mit Körperflüssigkeiten aus allen Körperöffnungen beglücken.
Sexy Kerle in der Lederhose
Allerdings stimmt auch: In den kurzen Lederhosen, der Krachledernen, sehen die Männer besonders sexy aus. Und so zeigt sich auch die schwule Szene zwiegespalten: Einige flüchten aus der Stadt, andere planen extra Urlaub ein – einer dieser Männer ist der 43-jährige Fotograf Christian. Besonders freut er sich dabei auf die letzten Tage des wilden Treibens – und das hat vor allem erotisch-sexuelle Gründe. SCHWULISSIMO wollte es genauer wissen.
Christian, warum bist Du so vernarrt in die Festlichkeiten, dass Du dir extra dafür Urlaub nimmst?
Für mich sind die Tage wie eine wilde, scheinbar nie endende Auszeit aus dem Alltagstrott, dessen ekstatisches Empfinden sich immer weiter nach oben schraubt. Gerade als schwuler Mann liebe ich die Zeit besonders und bin täglich vor Ort. Ich bin in einem Alter, in dem ich mich noch gut an frühere Zeiten erinnern kann, als Homosexualität in Bayern generell noch das große Tabu war, heute feiern wir selbstverständlich mit diversen Events mit. Für mich hat das Oktoberfest und alles drum herum aber vor allem deswegen seinen besonderen Reiz, weil für ein paar wenige Tage die ganze Stadt anders ist, freier, frivoler, lockerer, offener – auch die schwule Szene. Auf einmal kommen zigtausende schwule, bisexuelle und heteroflexible Männer aus der ganzen Welt in diese Stadt, alle wollen Spaß haben, Lust erleben, feiern, und sind auch sexuellen Abenteuern nicht abgeneigt. Kurzum, die ganze Stadt und die schwule Community verströmen ein Flair, als wäre das Leben durchwegs nur leicht, lustvoll und lebenswert. Herrlich!
Das klingt reizvoll, aber Hand aufs Herz: Viele Männer auf dem Volksfest sind strikt hetero und haben eher eine Freude daran, den Damen an die Wäsche zu gehen. Die Bedienungen in den Zelten können da viele Geschichten erzählen.
Klar, ja, aufm Oktoberfest wird auch gefummelt und angefasst – wer das gar nicht abkann oder sofort emotional verletzt ist bei jedwedem ungefragten Körperkontakt, der tut sich wirklich schwer. Aber ich würde dir trotzdem sanft widersprechen wollen, denn viele vermeintlich strikt heterosexuelle Jungs haben spätestens nach der zweiten Maß durchaus Lust darauf, ihre sexuellen Grenzen auszutesten – und darüber hinauszugehen. Das geht übrigens besonders gut und schnell, wenn die Jungs eine Lederhose tragen. Ich rate natürlich zu ein wenig Vorsicht, denn das Bier lockert nicht nur die lüsternen Sinne, sondern auch mitunter die machomäßige Gewaltbereitschaft. Aber definitiv kann ich sagen, in diesen Tagen geht in ganz München sehr viel. Ich lerne jedes Jahr eigentlich heterosexuelle Jungs kennen, die sich beispielsweise fragen, wie Oralsex mit einem Mann denn so ist. Nüchtern und Zuhause wäre das ein Tabu-Thema, doch an den wilden Tagen im Oktober könnte man der Neugier doch einmal nachgehen… Es gibt wohl immer noch viele Freundinnen da draußen, die keine Lust haben, ihren Freund oral zu beglücken – zum Glück für uns. Viele heterosexuelle Männer reisen auch mit dem Credo an, dass das Oktoberfest ähnlich mental besetzt ist wie Las Vegas: Was dort passiert, bleibt dort. Zuhause muss das niemand wissen.
Im Grunde betreibst Du also Völkerverständigung und zeigst harten Einsatz für mehr schwule Akzeptanz?
Ja, das könnte man so sagen. Klar, es geht um Sex, aber ich erlebe immer wieder heterosexuelle oder heteroflexible Männer, die nach dem Sex mit einem anderen Mann einfach ein wenig anders auf Diskussionen über Homosexuelle blicken. Was anfangs für manche eklig ist, wird plötzlich interessant und das weitet den Horizont. Ich würde jetzt nicht soweit gehen und sagen, was ich und meine Clique von schwulen Freunden da tun, ist gleichzusetzen mit CSD-Demonstrationen, aber sagen wir so: Wir arbeiten hart am Mann und das kann Blickwinkel erweitern. Übrigens auch umgekehrt – es kommen wirklich viele internationale Männer nach München und das gibt nicht nur der Stadt einen Hauch von Weltmetropole, es hat auch Einfluss auf alle Einwohner, auch auf Schwule. Man kann immer etwas dazulernen. Und die Clubs und Bars strahlen plötzlich ein ganz anderes Flair aus, in den schwulen Saunen ist die Welt zu Gast bei nackten Freunden. Und auch die einheimische Gay-Community rückt näher zusammen, denn auch viele tausend schwule Männer aus ganz Süddeutschland sind plötzlich da, denen alle der Sinn nach Lust, Liebe und Lachen steht.
Und was machst Du, wenn die Wiesn vorbei ist?
Danach brauche ich erst mal Erholungsurlaub.
Christian, vielen Dank fürs Gespräch.