LGBTIQ+ und AfD Neue Studie über die queere Wählerschaft der AfD
In dieser Woche sorgte eine Umfrage des Dating-Portals Romeo für heftige Debatten innerhalb der LGBTIQ+-Community: Die überdeutliche Mehrheit von rund 28 Prozent der rund 60.000 befragten Schwulen und Bisexuellen können sich bei der Bundestagswahl in diesem Monat vorstellen, die AfD zu wählen. Für viele stellt sich dabei nun die Frage nach dem Warum?
LGBTIQ+ und die AfD
Der Kulturanthropologe und wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin, Patrick Wielowiejski, ist zwei Jahre im Rahmen einer Forschungsarbeit dieser Frage nachgegangen. In seiner Dissertation „Rechtspopulismus und Homosexualität“ hat er sich dieser Frage angenähert. Dazu hat Wielowiejski auch eine Gruppe schwuler Mitglieder der AfD begleitet.
Wielowiejski betont, dass der Partei zwar Selbstbestimmung in vielen Bereichen des Lebens wichtig ist, diese aber bei der geschlechtlichen Identität enden würde – wie der Einsatz gegen das Selbstbestimmungsgesetz aufzeige. Zudem setze die AfD streng auf die „Realität der Zweigeschlechtlichkeit“.
Frage der Zweigeschlechtlichkeit
Solange Homosexuelle, Bisexuelle aber auch trans* Personen die Zweigeschlechtlichkeit anerkennen, würden sie von der Partei toleriert werden. Wielowiejski benennt dabei auch die Gruppe der „Alternativen Homosexuellen“ (AHO), schwule Politiker in der AfD. Die Mitglieder würden dabei versuchen, aufzuzeigen, dass Homosexualität und die AfD sich nicht ausschließen, mehr noch, die AHO-Menschen würden „größtenteils akzeptiert“ werden.
Wielowiejski hält dazu fest: „Im Ergebnis haben wir es nicht primär mit Homo- oder Transfeindlichkeit zu tun – auch wenn diese mitnichten ganz verschwunden sind – sondern vor allem mit Queerfeindlichkeit.“ Der Kulturanthropologe gibt allerdings auch zu bedenken, dass nicht alle in der AfD mit dieser Sichtweise und den „liberalen westlichen Werten“ etwas anfangen können. Für einige Parteifreunde gilt dabei allerdings demnach offenbar trotzdem die Denkweise, dass „rechte Homosexuelle“ immer noch „normaler“ als „die Linken“ seien.
Nein zur „Gender-Ideologie“
Zudem müssten sich Schwule, Lesben, Bisexuelle und auch trans* Personen in der Partei klar gegen die „Gender-Ideologie“ aussprechen. „LGBTs innerhalb der AfD müssen nicht nur glaubhaft machen, damit nichts zu tun zu haben, sondern argumentativ und performativ die vermeintlichen Annahmen der ´Gender-Ideologie´ widerlegen“, so Wielowiejski.
Zudem müssten laut dem Kulturanthropologen schwule Männer ohne jeden Zweifel ihre Männlichkeit bestätigen, wobei die Männer der AHO durch die „Gender-Ideologie“ eine Abschaffung der Geschlechter und damit eine Gefährdung der eigenen Identität als schwule Männer sehen würden.
Das Fazit von Wielowiejski: „Die rechten Bündnisse und ihr Konsens bleiben jedoch widersprüchlich und fragil. Einerseits verbindet die AfD mit der Integration von geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten die Hoffnung, gesamtgesellschaftlich anschlussfähiger zu werden. Andererseits ist es für rechte Homosexuelle und trans Personen harte Arbeit, sowohl innerhalb der AfD als auch nach außen hin zu plausibilisieren, wieso man gut ins rechte Lager passt. Vor allem ist fraglich, ob die vorgebrachten Argumente LGBT-Personen in der Breite überzeugen können.“