Direkt zum Inhalt
LGBTIQ+ in Russland

LGBTIQ+ in Russland Projekt porträtiert queere Menschen, die mutig sichtbar bleiben

ms - 05.09.2025 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Russland geht immer extremer gegen die LGBTIQ+-Community vor, jeder Zweite erlebt inzwischen Angriffe und Drohungen. Das Innenministerium sammelt alle Daten über Homosexuelle und queere Menschen digital in einem Register, die Razzien in Schwulenclubs nehmen weiter zu und die Rechtslage ist dank Anti-Homosexuellen-Gesetz und Extremismus-Einstufung hoffnungslos düster. Und trotzdem kämpfen Menschen aus der Community weiterhin um ihre Rechte – und wollen sichtbar sein. 

Stimmen, die nicht schweigen

Eine russische LGBTIQ+-Organisation, die sich aus Sicherheitsgründen nur kurz „ComingOut“ nennt, sowie der internationale queere Verein All-Out wollen diesen Stimmen nun eine Plattform geben und stellen alltägliche Lebensberichte und Liebesgeschichten über Schwule, Lesben, Bisexuelle und queere Personen aus Russland online. 

„Ein Kuss an einer Bushaltestelle, ein verstohlener Blick beim ersten Date, eine einfache Geste des Selbstausdrucks. In Russland sind dies Momente des Mutes. Jeden Tag sind LGBTIQ+-Personen gezwungen, zu verbergen, wer sie sind, in Angst zu leben und alles zu riskieren, nur weil sie sie selbst sind. Mit unterdrückenden Gesetzen, die Stimmen zum Schweigen bringen, und Gewalt, die an jeder Ecke lauert, werden queere Menschen in Russland unsichtbar gemacht. Sie werden in den Schatten gedrängt, weil sie sind, wer sie sind. Aber ihre Geschichten – unsere Geschichten – weigern sich, verborgen zu bleiben! Wir weigern uns, zu akzeptieren, dass die russische Regierung queere Leben unsichtbar macht. Wir weigern uns, eine Welt zu akzeptieren, in der Liebe ein Verbrechen ist“, so die queere Organisation aus Russland. 

Berührende Bericht über schwule Liebe

Die Erzählungen stammen aus dem ganzen Land und sollen aufzeigen, dass LGBTIQ+-Personen überall sind und noch immer bereit sind, Widerstandsfähigkeit zu zeigen – von Moskau bis Krasnodar, von Tscheljabinsk bis Kasan. Ein schwuler Russe erzählt so beispielsweise: „Ich habe einen Typen auf einer Dating-App kennengelernt. Wir haben schnell beschlossen, uns zu treffen, und unser Treffpunkt war der Jubiläumspark in dieser Stadt. Zu diesem Zeitpunkt waren kaum Menschen unterwegs. Wir sind spazieren gegangen, haben geredet und gelacht. Er hat mir von sich erzählt, und ich habe auch meine Geschichte geteilt. Dann fing es plötzlich an, stark zu regnen. Und es war niemand anderes mehr im Park – nur wir. Wir beschlossen, uns unter einem Baum zu schützen und den Regen abzuwarten. Es war so romantisch. Wir waren klitschnass, unsere Kleidung komplett durchnässt. Und in diesem Moment gestanden wir uns unsere Liebe. Wir küssten uns. Bis heute erinnere ich mich an diesen Moment, als wäre er gerade erst passiert. Bald sind es drei Jahre, dass wir zusammen sind.“

Grenzenlose Solidarität 

Auch All-Out betont dabei, wie wichtig das Projekt ist – als Wirkung in die Welt hinaus ebenso wie als Mutmacher für Menschen in Russland: „Die russische Regierung verschärft ihren Griff, bringt queere Stimmen zum Schweigen und arbeitet unermüdlich daran, unsere Existenz auszulöschen. Und diese Unterdrückung breitet sich aus. Von Russland bis Ungarn, von Georgien bis in die Vereinigten Staaten benutzen Politiker LGBTIQ+-Personen als Sündenbock, um Gesellschaften zu spalten und die Kontrolle zu verstärken. Aber so wie die Unterdrückung nicht an Russlands Grenzen haltmacht, so tut es auch unsere Solidarität nicht. Queere Menschen in Russland weigern sich zu schweigen, sie halten stand. Ihre Geschichten verlangen, gehört zu werden. Genauso wie Hass keine Grenzen kennt, so kennt auch Solidarität keine. Indem wir den Stimmen von LGBTIQ+-Personen in Russland zuhören – ihre Geschichten teilen und nicht wegschauen – stärken wir eine globale Bewegung, die sich dagegenstemmt. Die Repression, die wir in Russland sehen, darf sich nicht weiter ausbreiten.“ 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.