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LGBTIQ+-Denkmal in Paris

LGBTIQ+-Denkmal in Paris Ein schwarzer Stern soll an die Ermordung von queeren Menschen in der Nazi-Zeit erinnern

ms - 20.05.2025 - 14:00 Uhr
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In Paris wurde jetzt ein neues Denkmal zu Ehren der LGBTIQ+-Opfer des Naziregimes enthüllt – der massive, überdimensionale, schwarz-silberne Stern aus Stahl befindet sich im Herzen der Metropole in den öffentlichen Gärten des Port de l'Arsenal nahe des Bastille-Platzes. 

Es soll nie wieder passieren

Der französische Künstler Jean-Luc Verna erschuf das Werk und erklärte bei der feierlichen Enthüllung, dass das Denkmal neben den viel zu lange ignorierten schwulen Opfern dieser Zeit auch an alle anderen LGBTIQ+-Personen gedenken soll, die in den Jahrzehnten danach verfolgt wurden. Bürgermeisterin Anne Hidalgo betonte, der schwarze Stern habe die wichtige Pflicht, uns alle immer wieder daran zu erinnern und dazu zu motivieren, sich in der Gegenwart gegen Diskriminierung einzusetzen. „Historische Anerkennung bedeutet zu sagen: 'Das ist passiert' und 'wir wollen nicht, dass es wieder passiert'“, so Hidalgo.

Gefahren bis in die Gegenwart hinein

Der LGBTIQ+-Künstler Verna betonte zudem über die Sinnhaftigkeit seiner Skulptur: „Da ist eine schwarze Seite vor uns, die uns zwingt, uns zu erinnern. Zu bestimmten Tageszeiten wirft der Stern einen langen Schatten auf den Boden, der an die Gefahren erinnert, die sich bis heute leider abzeichnen.“ Während die eine Seite tiefschwarz ist, strahlt die andere Seite des Sterns in reflektierendem Silber wie ein Spiegel dem Himmel entgegen. „Diese Seite meines Sterns stellt die Farbe der vergehenden Zeit dar, wobei sich der Pariser Himmel so schnell verändert wie die öffentliche Meinung, die sich auch jeden Moment ändern kann.“ 

Tausendfache Verfolgung und Deportation

Während des zweiten Weltkriegs wurden rund 50.000 homosexuelle Männer nach dem Paragrafen 175 in Deutschland verurteilt, rund 10.000 Schwule kamen in Konzentrationslager. Historiker schätzen, dass bis zu 15.000 Homosexuelle vom Nazi-Regime aus ganz Europa deportiert wurden. Der deutsche Schwulen-Verbotsparagraf blieb in unterschiedlichen Versionen bis 1994 in Kraft, mindestens 50.000 weitere Homosexuelle wurden nach Kriegsende deswegen verurteilt.

In Frankreich entschuldigte sich erstmals 2005 der damalige französische Präsident Jacques Chirac bei allen Homosexuellen, die „gejagt, verhaftet und deportiert“ worden waren. In Deutschland folgte 2018 die Entschuldigung von Frank Walter Steinmeier: „Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen. Wir sind spät dran.“ Erst 2017 beschloss der Bundestag, die Urteile aufgrund des § 175 aufzuheben, die schwulen Opfer zu rehabilitieren und ihnen eine Entschädigung zuzusprechen

Angriffe auf die Community 

Gedenken ist das eine, der Kampf für Akzeptanz im Hier und Jetzt das andere – darauf wies bei der Enthüllung in Paris auch der stellvertretende Bürgermeister und LGBTIQ+-Aktivist Jean-Luc Roméro hin: „Wir wussten leider nicht, dass dieses Denkmal in einem der schlimmsten Momente eingeweiht werden würde, die wir gerade erleben.“ Roméro betonte dabei die Lage von LGBTIQ+ in den USA sowie aber auch in Ungarn oder Russland.  

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