LGBTIQ+-Aktivist vorerst frei Enes Hocaoğulları drohen in der Türkei sechs Jahre Haft
Im August dieses Jahres war der türkische Jugenddelegierte des Europarats Enes Hocaoğulları (23) am Flughafen in Ankara verhaftet worden – der junge LGBTIQ+-Aktivist hatte zuvor öffentlich bei der Generalversammlung des Kongresses die Polizeigewalt in der Türkei scharf kritisiert, auch und gerade im Umfeld von Pride-Demonstrationen. Nach internationalem Druck wurde der 23-Jährige jetzt vorerst bis zu seinem Prozessbeginn freigelassen.
Knapp zwei Monate in Untersuchungshaft
Die Regierung wirft Hocaoğullari „Aufstachelung zum Hass“ sowie „Verbreitung von Falschnachrichten“ vor – der junge Politiker selbst weißt alle Anklagepunkte strikt von sich und betonte, er habe nur von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. International hatte der Fall für viel Empörung gesorgt, mehrere EU-Abgeordnete forderten seine sofortige Freilassung – nun wurde Hocaoğullari bis zum Prozessbeginn im Februar 2026 aus der Untersuchungshaft entlassen, muss sich aber regelmäßig bei der Polizei melden. Sollte Hocaoğullari für schuldig befunden werden, droht ihm eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren.
Freilassung nach internationalem Druck
In einem Schreiben an Amnesty International erklärte Hocaoğulları jetzt: „Dank einiger erfolgreicher internationaler Kampagnen wurde ich bei der ersten Anhörung aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Kampf in meinem Fall ist noch nicht zu Ende, und definitiv auch nicht im Fall der Meinungsfreiheit allgemein. Doch ohne diese Kampagnen wäre meine Situation eine ganz andere – besonders ohne die Amnesty-Kampagne. Ich bin einer der Menschenrechtsverteidiger, die sich glücklich schätzen können. Es gibt so viele, die wegen ihres Aktivismus verfolgt werden und die wenig oder keine Unterstützung erhalten. Um euch daran zu erinnern, wie wichtig der Schutz von Menschenrechtsverteidigern ist und wie wirkungsvoll diese Kampagnen sein können, zitiere ich einen römischen Dichter: 'Wer bewacht die Wächter?' Ich frage euch: Wer verteidigt die Rechte der Menschenrechtler?“